Kinect Sports Rivals (XBox One)

Das erste „Kinect Sports“ erschien 2010 zur Markteinführung von Kinect für Xbox 360 und zwei Jahre später folgte „Kinect Sports: Season 2“. Zur Veröffentlichung der Xbox One und damit auch Kinect 2 im November sollte eigentlich auch „Kinect Sports Rivals“ erscheinen, doch kurz vor der Veröffentlichung wurde das Spiel kurzfristig verschoben. Nun steht es aber endlich in den Regalen und Entwickler Rare lässt Euch erneut sportlich schwitzen. Ob sich die körperliche Ertüchtigung mit der neuen Konsolengeneration lohnt, verrät Euch unser Review.

 

Wer ist denn das und wo ist die Story?

 

Noch bevor Ihr Euch in den sechs Sportarten Wake Racing, Klettern, Zielschießen, Fußball, Bowling und Tennis beweisen könnt, möchte Euch Rare von Kinect 2 überzeugen. Dementsprechend bietet das Spiel die Möglichkeit, Euren eigenen Champion zu kreieren, indem Ihr Euch selbst einscannen lasst. Schön ist hierbei, dass die Kinect-Kamera sogar erkennt, ob Ihr Brillenträger seid oder nicht. Insgesamt klingt die Idee innovativ und interessant, doch die Umsetzung ist leider nicht sonderlich zufriedenstellend. Das Alter Ego sah nur mit ganz viel Fantasie dem Vorbild ähnlich, was wohl auch daran liegt, dass Frisuren und Augenfarbe nur selten richtig erkannt werden. Um das gescannte Ebenbild doch noch nach Euren Vorstellungen zu kreieren, könnt Ihr nachträglich in einzelnen Kategorien selbst Hand anlegen und Frisur, Statur, Haar- und Augenfarbe, Wimpern und Hautfarbe anpassen.

 

Daraufhin beginnt die Story von „Kinect Sports Rivals“. Zumindest wenn man ein Aneinanderreihen der sechs Sportarten mit einer Pseudo-Geschichte rund um einen Trainer alias Möchtegern-Witzereißer so nennen mag. Zwischendurch versucht Rare durch einen Clankrieg von rivalisierenden Banden, mehr Tiefgang zu schaffen, was aber eher in einem Klischee endet. Sowohl die Adler, als auch die Wölfe und Vipern buhlen um Eure Aufmerksamkeit und wollen Euch im Team haben. Dafür müsst Ihr aber erst beweisen, dass Ihr es wert seid, für sie zu spielen und nach unzähligen Matches kommt dann die Qual der Wahl.

 

Es ist allerdings total unnötig, eine Pro- und Kontra Liste für die einzelnen Gruppen aufzustellen, eine wirkliche Auswirkung auf den Rest des Spiels hat eine solche Entscheidung nicht. Je nach Entscheidung bekommt Ihr nur unterschiedliche Kleidung und Gegenstände, die zu denen der anderen Mitglieder passen. Dementsprechend wählt Ihr am besten einfach die Personen, die Euch in den kleinen Einspielern am sympathischsten waren, Euren Humornerv getroffen haben oder die schicksten Kleidungsstücke am Leib tragen.

 

Lasst die Spiele beginnen!

 

„Kinect Sports Rivals“ enthält, wie bereits erwähnt, insgesamt sechs Sportarten, wobei die drei Aktivitäten Fußball, Bowling und Tennis bereits aus den Vorgängern bekannt sind. Zu den neuen Disziplinen gehört Wake Racing, Klettern und Zielschießen. In allen diesen nutzt Ihr bestimmte Power-ups, die Euch spezielle Vorteile wie ein Temposchub und höhere Zielgenauigkeit bringen oder dem Gegner schaden. Um diese aufzuladen, müsst Ihr mit coolen Aktionen die Fans beeindrucken.

 

Das Training beginnt mit einer Runde Wake Racing, das Ihr bereits aus der Demo kennen könntet. Um Gas zu geben, schließt Ihr Eure Hand zur Faust und um langsamer zu werden, öffnet Ihr sie wieder. Das Lenken erfolgt dann durch das Zurückziehen des entsprechenden Armes, in dessen Richtung Ihr abbiegen wollt. Zwischendurch gibt es Sprungschanzen, an denen Ihr Tricks vollführen könnt, was Euch extra Punkte einbringt. Obwohl die Rennen unterhaltsam sind, ähneln sich die Strecken doch zu sehr und lassen Abwechslung vermissen.

 

Habt Ihr die endlos lange Ladezeit überstanden, die nicht die Letzte sein wird, startet die nächste Disziplin: Klettern. Oder auch liebevoll „Frustmacher“ genannt. Während das horizontale Kraxeln noch recht einfach und vernünftig funktioniert, kam es vor allem bei dem seitlichen Hangeln immer wieder zu Fehlinterpretationen, die kostbare Zeit kosteten und am Nervengerüst sägten. Immer wieder kam es vor, dass Sprünge nicht erkannt wurden oder beim vertikalen Klettern Bewegungen vollkommen falsch ausgeführt werden und statt einem Griff nach links, das Alter Ego nach unten kletterte. In den höheren Spielstufen kommen noch Hindernisse dazu, die es zu überwinden gilt. Beispielsweise Windstöße, die Euch von der Wand wehen, solltet Ihr in sie hineingeraten. Wenn es schon solche Hindernisse geben muss, dann sollte die Kinect-Erkennung bitte auch optimal funktionieren. Zieht einer Eurer Kontrahenten an Euch vorbei, könnt Ihr diese mit einem gezielten Griff herunterziehen, gleichzeitig können sie Euch natürlich auch von der Strecke reißen.

 

Danach geht es weiter mit Zielschießen, das eher einem Minispiel ähnelt, als wirklich sportlich herausfordernd zu sein. Im Prinzip besteht diese Aktivität nur daraus, dass Ihr einen Finger ausstreckt und ein bewegbares Fadenkreuz über Ziele führt. Dabei wurde versucht, durch verschiedene Ziele Abwechslung in das wenig fordernde Spiel zu bringen. Dazu gehören Ziele mit Zahlen, die Ihr der Reihe nach abschießen müsst und Felder mit Totenköpfen, die Euch Punkte abziehen, solltet Ihr sie treffen. Die Aktivität macht zwar Spaß, wird aber leider auch schnell langweilig, eignet sich aber durch eine kurze Spielzeit wohl am ehesten als Partyspaß.

 

Fußball und andere Katastrophen

 

Nach dem entspannten Zieletreffen heißen Euch die Entwickler von Rare willkommen beim schlechtesten Fußballspiel Eures Lebens. Erneut wird sich im Laufe der Matches Unmut breitmachen, denn obwohl der Spielablauf an sich vielversprechend klingt, setzt die Kinect-Erkennung zu einem brutalen Foul an. Das Fußballspiel beginnt damit, dass Ihr die Angreiferposition einnehmt. Dafür passt Ihr von einem feststehenden Spieler zum Nächsten. Genau dann grätscht Euch Kinect in die Beine, denn selbst mit den größten Anstrengungen konnten keine Schüsse in bestimmte Richtungen ausgeführt werden und es wurde einfach wahllos ein Partner angespielt. Dabei ist es egal, ob dieser von beweglichen Gegnerfiguren verdeckt ist. Daraus resultiert, dass der Ball abgefangen und Euer Angriff beendet wird.

 

Damit wechseln die Seiten und nun seid Ihr Verteidiger. Die ersten Sekunden schaut Ihr erst einmal völlig gelangweilt dem Gegner zu, wie er gemütlich von Spieler zu Spieler passt und dabei natürlich nicht ein Ball von eurer Verteidigung abgenommen wird. Vor dem Tor wird Euch angezeigt, wo das Runde das Eckige trifft und Ihr müsst nur noch an dieser Stelle mit der Faust oder dem Bein den Ball abwehren. Nun wechselt das Ganze wieder und solltet Ihr es im Angriff doch einmal schaffen, bis zum Tor durchzudringen, dann wird von Euch nicht mehr verlangt, als einen Kopfball oder Schuss anzudeuten. Auch hier gilt, dass Kinect eine bestimmte Richtung wahllos bestimmt.

 

Kommen wir zur vorletzten Sportart: Bowling. Dieser gehört erneut in die Kategorie Spiele, die zwar auf dem Papier extrem interessant klingen, aber an einer schlechten Umsetzung scheitern. Vor dem Wurf seht Ihr auf dem Boden Pfeile, die in etwa anzeigen, wo die Kugel auf der Bahn aufsetzt. Jedenfalls theoretisch, in der Praxis wurde auch hier eine Kugel, die laut Pfeilangabe ganz links aufsetzen müsste, plötzlich mittig platziert. Kein Wunder also, wenn immer wieder die Randkegel verfehlt werden. Hier wäre eine Möglichkeit wünschenswert, bei der der ausgewählte Pfeil festgesetzt wird, denn bei der Schwungbewegung kann es bereits passieren, dass Ihr wieder unbewusst einen nebenstehenden Bereich anvisiert.

 

Diejenigen unter Euch, die dann noch nicht völlig frustriert sind, können noch Tennis ausprobieren. Der Spielablauf ist simpel, Ihr müsst nur im richtigen Moment Euren Arm bewegen, um den Ball zu treffen. Anfangs fällt Euch sicher das Timing schwer, aber nach ein paar Matches, solltet Ihr auch dies verstanden haben. Ärgerlicher hingegen ist, dass wieder einmal die Idee hinter der Sportart interessant klingt und durch den sehr actionreichen Spielablauf überzeugt, aber die schlechte Kinect-Erkennung frustriert. Egal, wie der Ball getroffen oder geschlagen wurde, man konnte keine eindeutige Umsetzung erkennen und ein Gefühl des zufälligen Platzierens kam auf. Eines haben aber alle Sportarten gemeinsam, es gibt sie in verschiedenen Schwierigkeitsstufen, wodurch sowohl Neulinge, als auch Kenner eine passende Herausforderung finden und so animiert werden, immer mehr auszuprobieren.

 

Shopaholics an die Macht

 

Somit also alles zu den Spielarten selbst, doch was soll Euch zum wiederholten Spielen animieren? Dazu hat Entwickler Rare ein Level- und Münzsystem eingebaut. Für jedes Match erhaltet Ihr Fans und Erfahrungspunkte, mit denen Ihr in den Sportarten höher aufsteigt und so weitere Kleidung und Gegenstände freischaltet. Mit den erhaltenen Münzen könnt Ihr diese im Shop kaufen. Allerdings müsst Ihr Kleidungsstücke für jede Sportart separat kaufen. Einfach unverständlich, wieso man ein Tribal-Trikot für jede der sechs Aktivitäten getrennt freischalten muss und dafür jedes mal 5000 Münzen bezahlen soll. Bei sportspezifischen Gegenständen, die Euch jeweils bessere Power-ups bringen, mag das noch Sinn ergeben, aber bei Kleidung, die sowieso immer gleich aussieht und Euch an sich auch keine Verbesserungen bringt, ist das total nutzlos.

 

Multiplayer oder die Kunst des gemeinsamen Ärgerns

 

Habt Ihr keine Lust, das Spiel allein zu bestreiten, könnt Ihr Euch auch via Xbox LIVE oder an einer Konsole bekämpfen. Wobei beim Spielen an einer Xbox One für ausreichend Platz gesorgt werden muss, da Kinect sonst Probleme hat, die einzelnen Gliedmaßen den Personen zuzuordnen. Diejenigen mit wenig Platz können dann beispielsweise auf Bowling zurückgreifen, denn dort wird nacheinander gespielt.

 

Aufgrund des Platzproblems wird wohl vorrangig auf Xbox LIVE Online-Matches zurückgegriffen werden. Wobei Ihr Euch klar machen müsst, dass sich hinter den Duellen keine LIVE-Duelle verbergen. Stattdessen zockt Ihr ähnlich dem System von Forza 5 gegen Cloud-Aufzeichnungen von anderen Spielern und Freunden. Was natürlich den Vorteil hat, dass es keine vorzeitigen Spielabbrüche mehr gibt, weil sich Euer Gegenüber ärgert, wenn er zu verlieren droht. Außerdem könnt Ihr so auch mal zwischendurch kurz das Spiel pausieren, wenn es beispielsweise an der Tür klingelt, ohne mit einer Hassnachricht rechnen zu müssen. Nachteilig ist natürlich, dass Ihr nun nicht mehr direkt mit euren Kontrahenten in Kontakt treten könnt.

 

Hübsch und musikalisch

 

Die Grafik von „Kinect Sports Rivals” ist sehr comichaft und genau das macht den Charme des Spiels aus. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob es von vornherein geplant war oder aufgrund von einfacherer Umsetzung so konzipiert wurde. Man stelle sich nur „Kinect Sports Rivals“ mit der Detailtreue und Grafikschönheit von „Ryse: Son of Rome“, „Tomb Raider“ oder „Thief“ vor. Das würde doch gleich nochmal einen Schritt Richtung Sportalternative bedeuten.

 

Die Benutzung von grellen und hellen Farben lassen ein angenehmes Spielgefühl erleben. Besonders bei Wake Racing wurde das volle Potenzial ausgeschöpft und darauf geachtet, dass sogar Wasserspritzer auf der Kamera animiert werden. Im Großen und Ganzen wird viel mit Farben gespielt, Pyrotechnik verballert und auf besonders fröhliche Animationen zurückgegriffen. Eingebaute Fans, um die Spielfläche herum, jubeln und animieren zu noch höherem Einsatz.

 

Der Soundtrack von „Kinect Sports Rivals” ist voller moderner lizenzierter Popsongs wie „Wake me up“ von Avicii, „Let’s Go” von Calvin Harris und „Collide“ von Youngblood Hawke, die das fröhliche Sporttreiben akustisch perfekt untermalen. Niemals wirkte die Musik nervig und sorgte auch bei längeren Spielszenen dank einer großen Abwechslung für eine angenehme musikalische Untermalung. Einzig die auffällige A-Synchronität zwischen Synchronstimmen und Charakteranimationen trübte den Eindruck, den der sonst gute Sound im Laufe der Spielzeit hinterließ.

Launch-Trailer


Fazit

„Kinect Sports Rivals“ klingt auf dem Papier mit sechs sehr verschiedenen Sportarten interessant und wie ein toller Partyknaller. Leider steht sich das Spiel mit einer mittelmäßigen Kinect-Erkennung selbst im Weg und lässt so immer wieder Frust aufkeimen, wenn Schüsse, Bewegungen oder Würfe falsch erkannt werden. Trotz aller Mängel kann man dem Spiel ein gewisses Spaßpotenzial nicht absprechen, doch aufgrund der wenigen Abwechslung wird es leider bei mehreren Stunden am Stück recht schnell langweilig.

Insgesamt ist der Umfang für ein Vollpreisspiel zu gering, denn eine zusammengeschusterte Story, ein magerer Multiplayer-Bereich und das Fehlen von unterhaltsamen Minispielen reichen einfach nicht aus, um dieses Spiel zu einem Must-Have zu machen. Mit Ranglisten und freischaltbaren Gegenständen wurde immerhin ein wenig getan, um den Wiederspielwert hochzuhalten. Die extrem langen Ladezeiten sorgen für zusätzlichen Frust und stören auf Dauer den Spielfluss. Bis ein Match geladen ist, sind doch alle Partygäste oder Ihr selbst eingeschlafen.

Die comichafte Grafik hat durchaus ihren Reiz und kann mit farbenfrohem Einsatz überzeugen und bringt überzeugende Elemente wie Wasserspritzer auf der Kamera und ein begeistertes Publikum mit sich. Der Sound ist ein Mix aus modernen Pop-Songs, der das Spiel akustisch angenehm werden lässt. (Anja Schmidt)


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Kinect Sports Rivals

Kinect Sports Rivals (XBox One) - Screenshots zum DLH.Net Review
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