Age of Wonders III (PC)

Mit elf Jahren Unterbrechung erschien nun der dritte Teil der „Age of Wonders“-Reihe. Der niederländische Entwickler Triumph Studios schafft mit dem inhaltlich unabhängigen dritten Teil einen gelungenen Mix aus klassischen Aufbaustrategie-Spielen. Dabei muss sich „Age of Wonders III“ keinesfalls hinter Genregrößen wie der „Might & Magic“-Reihe oder auch „Civilization“ verstecken. Der Umfang garantiert leicht über 50 Stunden rundenbasiertes Strategiespiel auf teilweise sehr hohem Niveau.

 

Die Story

Das High-Fantasy-Setting beinhaltet Altbewährtes: Der Elfenhof kämpft gegen den übermächtigen Staatenbund, bestehend aus Menschen und Zwergen, der auch den letzten Winkel des Kontinent Athla erobern möchte. In den zwei Kampagnen darf jeweils in fünf Karten das Schicksal der beiden Völker gelenkt und der Gegner vernichtet werden. Die Geschichte ist eher belanglos und meist nach jedem Missionsbriefing bereits wieder vergessen. Das schadet dem Spiel an sich aber überhaupt nicht, geht es doch im Wesentlichen um das Aufbauen von Städten, Erkunden der Karte, Einheiten ausbilden und darum, den Gegner in die Knie zwingen.

 

Das Gameplay

Wie bereits erwähnt, ist der Umfang gigantisch. Insgesamt gibt es über 250 verschiedenen Einheiten, unzählige Zaubersprüche, Waffen, Rüstungen und Gebäudetypen. Trotzdem ist der Zugang zum Spiel schnell gefunden, da die Steuerung intuitiv und die grafische Benutzeroberfläche übersichtlich gehalten sind. Was Kennern des Genres im Blut liegt, wird Neueinsteigern im Tutorial der ersten Karte ebenfalls sehr gut und schnell erklärt.

Damit endet aber auch schon die Einsteigerfreundlichkeit, denn selbst Veteranen werden spätestens ab der zweiten Karte feststellen, dass der Schwierigkeitsgrad „schwer“ in anderen Spielen locker die Bezeichnung Nightmare, Qual oder „saumäßig schwer“ erhalten hätte. Der Spruch „save often, safe early“ ist so alt wie die Computerspielindustrie selbst, und sollte bei „Age of Wonders III“ unbedingt beherzigt werden. Es gibt nichts Ärgerlicheres, als wegen der eigenen Selbstüberschätzung eine neunstündige Spielsession aufgeben zu müssen, weil das zwischenzeitliche Abspeichern für zu unwichtig erachtet wurde. Nach dieser schmerzlichen Lektion musste die Strategie komplett überdacht werden und siehe da, die Karte war auf einmal relativ einfach zu bewältigen. Doch selbst auf dem leichten Schwierigkeitsgrad ist nicht weniger strategisches Denken und Taktieren gefragt, sonst wird man erbarmungslos vom Gegner überrannt.

Die KI ist mitunter ziemlich raffiniert und nutzt jede noch so kleine Schwäche oder den kleinsten Fehler sofort aus. Hier gibt es andererseits auch den ersten echten Kritikpunkt anzumerken. Obwohl deutlichst in der Übermacht, zieht sich der Gegner in manchen Situationen aus unerklärlichen Gründen zurück. Dabei hätte er mit zwei bis drei Zügen mehrere Städte und Einheiten dem Erdboden gleichmachen und eventuell das Spiel für sich entscheiden können. Wenn die Entwickler die KI nur ein wenig aggressiver bzw. „schlauer“ konstruiert hätten, wäre das Spiel oft mehr Frust als Lust. Dennoch geht es immer fair zu und das Balancing ist gut justiert.

So verfliegen die Stunden während man gefesselt auf die nächsten Züge der Gegner wartet, denn meistens kämpft man gegen mehrere Verbündete des Staatenbundes oder der Elfen gleichzeitig, und plant währenddessen bereits die Taktik in der nächsten Runden. Das Ziel des Spiels, nämlich Zug um Zug eine neue Strategie zu erarbeiten, die Vorgehensweise zu überdenken und laufend anzupassen, hat das Game voll und ganz ab der ersten Minute erreicht. An manchen Stellen könnte es insgesamt etwas schneller gehen, Einheiten auszuheben, Städte und Infrastruktur auszubauen, nur um endlich den Gegner zu attackieren. Verfügt die Armee dann endlich über ausreichende Truppenstärke und sind zahlreiche Kampf- und Globalzauber erlernt, kann die Karteneroberung beginnen. Im Normalfall hat bis dahin auch der Gegner gut gewirtschaftet und eine schlagkräftige Truppe am Start, so dass es keinesfalls leicht wird, die entsprechende Karte zu gewinnen.

Anmerkung des Autors: Es ist meine persönliche Taktik bzw. liebste Spielweise, erst einen Teil der Map zu erobern, die dort angesiedelten Städte bis zum letzten Gebäude auszubauen und die Heerschau zu beginnen, bevor ich den Gegner angreife. Das kann in machen Maps leider auch die völlig falsche Strategie sein, aber es gibt auch bei „Age of Wonders III“ nichts Schöneres, als wenn zwei riesige Armeen sich in epischen Schlachten den Garaus machen.

Das Kampfsystem ist sehr umfangreich, was nicht zuletzt an der Fülle der Kreaturen, Einheiten und Zaubern liegt, die dem Spieler zur Verfügung stehen. So hat jedes Volk eine vielzahl an Fern-und Nahkämpfern zur Auswahl. Zusätzlich können durch Forschung Spezialkämpfer und mächtige  Monster erschaffen werden, die zwar teuer aber in der Regel auch ihr Gold und Mana wert sind. Sobald eine gegnerische Einheit angegriffen wird, stehen zwei Optionen offen: Entweder lässt man den Kampf automatisch berechnen und bekommt das Ergebnis umgehend mitgeteilt oder man steuert die Truppen in einer separaten Map selbst. Beides hat Vor- und Nachteile. Zum Verständnis sollte noch erwähnt werden, dass hier das Hexfeld berücksichtigt wird, sprich alle Gegner, die an das Hexfeld der angegriffenen Einheiten angrenzen, treten dem Kampf automatisch mit bei und müssen ebenfalls vernichtet werden. Gleiches gilt natürlich für befreundete oder eigene Truppen. Bevor es zum Kampf kommt, erscheint ein Fenster mit der Auswahlmöglichkeit “manuell oder automatisch“.

Gleichzeitig erscheint eine Einschätzung, wie wahrscheinlich der Ausgang des Kampfes ist. Leider ist auf diese vorausberechnete Einschätzung kein Verlass. Ob einfach nur ungenau programmiert oder absichtlich, die Richtigkeit der Voreinschätzung lässt sehr zu wünschen übrig. In entscheidenden Kämpfen sollte der Spielstand daher regelmäßig abgesichert werden. Das ist auch gleichzeitig der einzige Nachteil der automatischen Kampfberechnung. Der Vorteil liegt klar auf der Hand, bei eindeutiger Truppenstärke geht es einfach schneller und bequemer.

Die manuelle Steuerung lässt sehr viel Spielraum für Taktiker, da jede Einheit mit allen Eigenschaften individuell gesteuert wird. Das Ergebnis fällt beim manuellen Einsatz der Truppen in der Regel deutlich besser aus, als bei der automatischen Berechnung. Trotzdem gilt es auch hier aufzupassen und Augen offen zu halten, denn die KI ist gerade im direkten Kampf sehr stark und weiß genau, welche Einheiten der Schlüssel zum Sieg sind. So attackiert sie beispielsweise gezielt den Helden, um den Kampf und auch das gesamte Spiel zu gewinnen.

Manche Helden können aus der Schattenwelt zurückkehren, andere wiederum nicht. Stirbt ein solcher Held, ist das Spiel vorbei. Großes Manko ist aber tatsächlich, dass nicht - wie beispielsweise in „Heroes of Might & Magic“ - die Einheiten selbst auf dem Schlachtfeld platziert werden dürfen. Die KI nimmt dabei keine Rücksicht auf die Eigenschaften Armeen und platziert diese willkürlich auf der Kampf-Map. So kommt es vor, dass Fernkämpfer und schweres Gerät in vorderster Frontlinie stehen und gleich zu Beginn aufgerieben werden.

Ein bisschen unlogisch ist es auch, dass Einheiten, die bereits einzelne Soldaten verloren haben, immer noch den gleichen Schaden anrichten wie Einheiten in voller Mannstärke. Hat man diese Eigenheiten des Spiels jedoch einmal verinnerlicht, so machen große Schlachten ebenso wie kleinere Scharmützel extrem viel Spaß und verlängern nebenbei die Spieldauer ungemein. Alles in allem sind die rundenbasierten Kämpfe ein äußerst gelungenes Spielelement des ohnehin schon sehr taktisch ausgerichteten Games.

 

Grafik

Grafisch überzeugt „Age of Wonders III“ ebenfalls. Mit Liebe zum Detail wurden sowohl die Karten als auch die vielen Einheiten gestaltet. Wenn auch für das Spiel an sich nicht nötig, so lässt sich die Ansicht bis zu in die einzelnen Einheiten hineinscrollen. Dabei ist die Perspektive zu jederzeit übersichtlich gehalten. Auch die Kampfansicht besticht nicht zuletzt wegen der gut animierten Zauber. Bei der Story wurde auf aufwendig gerenderte Zwischensequenzen verzichtet, was nicht weiter schlimm ist. Auch die Helden- und Städtemenüs wurden schlicht gehalten, überzeugen aber ebenfalls durch ihre Zweckmäßigkeit.

 

Sound

Der Sound im Spiel ist recht schnell beschrieben. Die Story wird von professionellen Sprechern vorgelesen, die das Missionsbriefing prima vermitteln. Dies ist gleichzeitig auch der einzige gesprochene Part im Spiel.   Sowohl Kampfgeräusche, als auch die akustischen Effekte beim Zaubern passen zu den jeweiligen Truppen und Helden. Die Musik ist stimmig und ist auch bei längeren Playsessions nicht unangenehm.

 

Offizielles Gameplay-Video


Fazit

Das Team von Triumph hat sich am Ende dann doch ein bisschen mehr vorgenommen, als sie tatsächlich umgesetzt haben. So ist beispielsweise die Diplomatie vollkommen für die Katz. Grundsätzlich lobenswert, da die Entwickler alles, was gute und bekannte Strategiespiele ausmacht, integriert haben, leider aber wie im Beispiel der Diplomatie ohne jede Wirkung. Hier wäre weniger mehr gewesen oder anders gesagt, wenn schon, dann aber bitte richtig. Das Rad wurde weder neu erfunden noch wurden bekannte Pfade verlassen. Trotzdem ist „Age of Wonders III“ anders und man merkt sofort, dass hier Liebhaber des Genres am Werk waren. Spielt man neben den beiden Kampagnen auch die diversen vorkonfigurierten Maps durch und erforscht noch den letzten Winkel der Karte, um auch noch das letzte Geheimnis zu lüften, so ist man gut und gern ein paar Monate beschäftigt. So gesehen, ist das Spiel jeden Cent wert und ich kann nur hoffen, dass wir nicht nochmal elf Jahre warten müssen, bis uns das nächste Strategie-Highlight aus den Niederlanden begeistern wird. (Kai Krämer)


Kommentare:
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2014-07-04 10:44:43... - nice

nice game


Age of Wonders III - Screenshots zum DLH.Net-Review
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