Dark Souls II (PC)

Im Action-Rollenspiel-Genre gibt es nur wenige Titel, die einen kompromisslos hohen Schwierigkeitsgrad besitzen und sich trotzdem auf dem Spielemarkt als Verkaufsschlager durchsetzen konnten. Die "Souls"-Spielreihe ist in dieser Hinsicht schon fast legendär. Schwachbrüstige Anfangscharaktere, dürftige Ausrüstung wie auch gnadenlos übermächtige Gegner machten den Einstieg in diese Serie zu einer Qual – selbst für hartgesottene Gamer. Die Fangemeinde muss jedoch masochistische Vorlieben besitzen, denn es gab keinen Aufschrei der Empörung, als die Entwickler für den aktuellen Titel "Dark Souls 2" eine weitere Steigerung der "Kernkompetenzen" versprochen hatten. Lesen Sie im folgenden Test, warum digitale Selbstkasteiung trotzdem zufriedenstellend sein kann, auch wenn bei tausendstem Versuch, einen Gegner zu bezwingen, der programmierte Tod das spielerische Alter Ego ereilt.

 

Die Wurzel allen Übels

Die Hintergrundgeschichte von "Dark Souls 2" spielt in derselben Welt, wie der Vorgänger, jedoch besteht kein direkter Zusammenhang zur vorhergehenden Story. Als Untoter muss der Held gegen einen dunklen Fluch ankämpfen, der sein Gedächtnis zu rauben droht. Zu diesem Zweck muss der Kämpfer Seelen sammeln, die einen Teil seiner Menschlichkeit wiederherstellen. Leider gibt es in Drangleic die wertvollen spirituellen Sammelobjekte nicht an jeder Ecke, denn jeder wiederbelebte Verstorbene ist darauf aus, seine geistige Gesundheit zu bewahren. Folgerichtig muss der Protagonist sich mit harter Konkurrenz auseinandersetzen, die ihm anfänglich weit überlegen ist. Zum Glück erhält der Held Anleitung von einer Frau, die sich die "Smaragd-Botin" nennt. Sie verrät ihm, dass nur die vier "Großen Seelen" permanente Heilung erlauben und unterstützt ihn weiterhin mit Rat und Tat. Weitere Hilfe erhält der Protagonist von Schmiedemeistern wie auch Händlern, wobei diese sich ihre Dienste mit Seelen, die auch als Universalwährung fungieren, fürstlich bezahlen lassen. So ist es schließlich das Schicksal des Helden, die Ungetüme von Drangleic zu bezwingen und seinen Fluch zu brechen, wenn er nicht selbst zu einem wahnsinnigen Monster mutieren möchte, der anderen Verfluchten auf der Suche nach Heilung auflauert.

 

Der Sprung ins kalte Wasser

Spieltechnisch gesehen gibt es in "Dark Souls 2" im Vergleich zum Vorgänger keine großen Veränderungen. Der Spieler übernimmt die Kontrolle über einen namenslosen, untoten Helden und darf nach einer kurzen Einführung seine Klasse definieren. Zur Auswahl stehen: der Krieger, der Ritter, der Schwertkämpfer, der Bandit, der Kleriker, der Zauberer, der Erkunder sowie der Bettler. Je nach Beruf beginnt das Abenteuer mit unterschiedlicher Ausrüstung und passend variierten Charakterwerten. Zauberer setzten zum Beispiel auf Intelligenz und Zauberei, um aus der Ferne ihre Feinde mit mächtigen Sprüchen auszuschalten, während der Krieger als klassische Hau-Drauf-Natur von hohen Stärke-Werten profitiert. Es gibt insgesamt neun Attribute, deren Steigerung Seelen kosten und die einen Einfluss auf die Basiswerte wie Ausdauer, Leben oder Widerstand gegen bestimmte Schadensarten haben. Darüber hinaus können manche Ausrüstungsgegenstände nicht sinnvoll eingesetzt werden, wenn die Charaktereigenschaften dazu nicht passen.

Das Inventar spielt im aktuellen "Souls"-Titel eine noch größere Rolle, denn hohe Charakterwerte nutzen dem Spieler nichts, wenn er nur mit einem kaputten Stock bewaffnet und in Lumpen gekleidet dem ersten Gegner gegenübersteht. Selbst harmlos wirkende Skelette, die gerne in Gruppen agieren, können einen schlecht ausgerüsteten Kämpfer töten, sodass er seine angesammelten Seelen verliert und sie im nächsten Durchgang an dem Ort seines Ablebens einsammeln muss. Daher sollte der Spieler stets auf den Zustand seiner Sachen achten. Bei Bedarf können angeschlagene Schilde, Schwerter oder Rüstungen am nächsten Leuchtfeuer – eine Art Rastplatz – kostenfrei regeneriert werden, während zerstörte Gegenstände zum Schmied in Reparatur gebracht und mit Seelen bezahlt werden müssen. Natürlich werden gleichzeitig auch die Basiswerte des Helden wiederhergestellt. Der einzige Nachteil, den eine Ruhepause bringt, ist die Tatsache, dass alle nicht als Boss deklarierten Feinde wiederbelebt werden. Im Gegensatz zum Vorgänger ist jedoch eine maximale Anzahl vorgegeben, wie oft Gegner erneut erscheinen, sodass der Spieler mit etwas Fleißarbeit dauerhaft für leere Areale sorgen kann.

Leider sind computergesteuerte Ungetüme nicht die einzige Sorge eines "Dark Souls 2"-Zockers, denn wie im Vorgänger ist ein permanenter Mehrspielermodus integriert, der es anderen erlaubt, fremde Domänen heimzusuchen. So kann es passieren, dass der Protagonist gerade in einen schwierigen Kampf verwickelt ist, weil er zum Beispiel ein Gebiet betreten hat, das seine Fähigkeiten bis aufs Äußerste fordert, und plötzlich eine Invasions-Nachricht die Ankunft eines menschlichen Feindes verkündet. Der Fremdling nutzt dann oftmals die für den Spieler prekäre Situation aus, indem er ihm in den Rücken fällt. Es gibt aber auch gutmütige Spieler, die ihre Hilfe beim Bezwingen von Bossen anbieten, indem sie vor dessen Areal eine Beschwörungsmarkierung setzen, mit der andere Zocker sie herbeirufen können. Da oftmals Profis als Assistenten erscheinen, die auch noch die meisten Geheimnisse eines Gebiets kennen, sinkt der Schwierigkeitsgrad des Spiels enorm.

Das digitale Ableben gegen computergesteuerte Feinde wird in "Dark Souls 2" härter bestraft als im Vorgänger. Man verliert nicht nur Menschlichkeit sowie angesammelte Seelen, sondern erhält mit jedem Tod einen stapelbaren Malus auf die maximalen Lebenspunkte, solange bis nur noch die Hälfte davon übrig ist. Lediglich die Wiedererlangung der Humanität zum Beispiel durch die Verbrennung eines bestimmten Gegenstandes im Leuchtfeuer neutralisiert diesen negativen, semi-permanenten Effekt. Natürlich bietet der Titel mehr als nur Kämpfe und Schlachten. Zahlreiche Schätze, Geheimnisse wie auch Nichtspielercharaktere gibt es zu entdecken. Es besteht stets der Ansporn, sein Arsenal durch mächtige Waffen zu komplettieren. Außerdem kann der Hauptcharakter zumindest theoretisch gegen Spielende genug Seelen angesammelt haben, um alle seine Attribute auf den Maximalwert 99 zu steigern und damit im nächsten Durchgang wirklich als jede beliebige Klasse spielen zu können.

Im Laufe des Abenteuers sammelt der Spieler Tonnen an Ausrüstung, die er nicht vollständig mit sich herumschleppen kann, weil das Gewicht ihn sonst unbeweglich machen würde. Zum Glück besitzen alle Leuchtfeuer gleich von Anfang an eine Lagerfunktion, sodass man nur das Nötigste mit sich zu führen braucht. Darüber hinaus dienen die Raststationen als Teleporter, um den Protagonisten schnell zu einem bereits besuchten Platz zu befördern. Im Vorgänger wurde diese Funktion erst relativ spät im Spiel freigeschaltet, sodass viel frustrierende Laufarbeit erledigt werden musste. Generell kann man ruhigen Gewissens sagen, dass die Entwickler auf viele Kritikpunkte, die die Spielbarkeit und nicht den Schwierigkeitsgrad betreffen, positiv eingegangen sind, sodass "Dark Souls 2" eine Herausforderung vom Inhalt und nicht von der Handhabung her darstellt.

Ausbildung zum Waffenmeister

Die Spielsteuerung des Titels ist eindeutig für einen Xbox-360-Controller optimiert, der mit entsprechendem Adapter-Kabel auch an einem Windows-7-Rechner genutzt werden kann. Alle Kampfmanöver benötigen nämlich Präzision und Geschicklichkeit, die mit der Kombination Maus-Tastatur nur schwer erreicht werden können. Besonders, wenn feindliche Angriffe geblockt, gekontert oder ausgewichen werden wollen, kann man die althergebrachte Computersteuerung vergessen, zumal in "Dark Souls 2" oft ein falscher Schritt oder eine unglücklich gerichtete Hechtrolle den Protagonisten schnell in einen bodenlosen Abgrund befördert. Das Inventarmenü wirkt nach wie vor umständlich, da viele Aktionen darin über zahlreiche Untersektionen mit zusätzlichen Bestätigungsabfragen zugänglich sind. Andere Rollenspiele wie beispielsweise "Dragon's Dogma: Dark Arisen" haben trotz ähnlicher Struktur und Spielweise das Inventar wesentlich sinnvoller gestaltet.

 

Die Sicht durch das Fernglas

Während der Vorgänger in der Grundversion durch pixelige Texturen und eher rudimentäre Effekte auffiel, die selbst 2011 nicht mehr zeitgemäß waren, erstrahlt "Dark Souls 2" in neuem Glanz. Die Welt Drangleic wirkt flüssig und authentisch, was nicht zuletzt den guten Licht-/Schatteneffekten zuzuschreiben ist. Die Animationen der Figuren sind sehr gut gemacht, sodass vor allem die Kämpfe eine gute optische Unterhaltung bieten. Jedoch ist der aktuelle Titel weit davon entfernt, die Grenzen der grafischen Pracht auszureizen, was vermutlich der direkten Portierung von Konsole auf PC zuzuschreiben ist. Die klassischen Probleme des Vorgängers wie beispielsweise Clipping-Fehler, die Gegenstände oder Personen durch scheinbar feste Objekte hindurchgehen lassen, sind immer noch vorhanden. In Kombination mit der Ragdoll-Engine gibt es lustige Effekte, die erlegte Feinde mit dem Kopf in der Wand stecken lassen, sodass sie aussehen, wie Römer, die von Obelix verdroschen wurden. Man kann nur hoffen, dass fähige Mitglieder der "Dark Souls"-Modder-Gemeinde, es sich zur Aufgabe machen, auch den aktuellen Titel optisch zu optimieren, wie sie es mit dem Vorgänger bereits geschafft haben.

 

Trügerische Stille

Die Hintergrundmusik von "Dark Souls 2" ist episch und mitreißend – genau wie sie bei einem Action-Rollenspiel sein soll. Die Umgebungsgeräusche vermitteln gezielt eine gruselige, bedrohliche Atmosphäre und spätestens bei der Nutzung eines Schildes im Kampf freut man sich über die akustische Hilfe von authentischen Waffenklängen. Besitzer der digitalen Download-Edition des Spiels dürfen sich sogar darüber freuen, nach der Installation den Soundtrack in Form von MP3-Dateien auf ihrer Festplatte zu haben. Der einzige Fauxpas in der Präsentation besteht in der mangelhaften Synchronisation der Nichtspielercharaktere. Genauer gesagt gibt es zwar deutsche Synchronsprecher, die sich große Mühe geben, die Monologe der Figuren darzustellen, doch fehlt leider dazu die Lippensynchronisation oder gar eine eindeutige Animation der Gesichtszüge. Andere Titel konnten das besser.

 

Offizieller Launch-Trailer


Fazit

Wer auf knallharte, bisweilen sogar unfaire Gegnerkämpfe in einem Action-Rollenspiel steht, liegt mit "Dark Souls 2" genau richtig. Der Spieler wird trotz des kleinen Tutorials zu Beginn direkt ins kalte Wasser gestoßen und muss zusehen, wie er selbst an Land kommt. In Kombination mit dem Lebenspunkte-Malus fürs häufige Ableben sind Frustmomente für Einsteiger vorprogrammiert. Zocker, die die steile Lernkurve überwunden haben, werden jedoch viel Spaß mit dem aktuellen Ableger der "Souls"-Reihe haben, denn zahlreihe Orte, Gegenstände und Feinde warten nur darauf, entdeckt zu werden. Zusammen mit dem in die Hintergrundgeschichte implementierten, ungewöhnlichen Mehrspielermodus, der andere Spieler als Mitstreiter oder Konkurrenten präsentiert, ist den Entwicklern spieltechnisch gesehen eine gute Fokussierung auf die Kernelemente der Serie gelungen. Lediglich die schwächelnde Grafik, die aber hoffentlich dank der fähigen Modder-Gemeinde aufpoliert werden wird, ist eine Enttäuschung für Besitzer der PC-Version. (Witali Blum)


Kommentare:
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2014-10-23 18:55:00... - GOd

GOD GOD


Dark Souls II - Screenshots zum DLH.Net Review
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