Nachdem das Shooter-Genre mit dem 2. Weltkrieg bereits vor Jahren abgeschlossen hat und nur noch einzelne Raritäten es auf den Mark schaffen, leben viele Vertreter des sowieso schon stark zurückgegangenen RTS-Genres nur von dieser Zeit. So auch die „Men of War“-Reihe aus dem Hause Digitalmindsoft. Auch der neuste Ableger „Men of War: Assault Squad 2“spielt somit selbstverständlich während des 2. Weltkrieges.
Geschichte ohne Geschichte
Da der 2. Weltkrieg inhaltlich bereits so ausgiebig für Spiele herhalten musste, ist es kaum möglich, eine Kampagne so zu gestalten, ohne den Spieler an bereits in anderen Spielen Dagewesenes zu erinnern. Daher bleibt sich Men of War treu und lässt die Kampagne gleich ganz weg. Stattdessen stehen im Singleplayer-Modus für die einzelnen Nationen, sprich die USA, Deutschland, Japan, die UdSSR und das Commonwealth voneinander unabhängige Missionen zur Verfügung, die nacheinander freigeschaltet werden müssen und über alle Schlachtfelder des Krieges verteilt sind. Ob diese denn auch genug Motivation bieten, damit man alle Nationen durchspielt, sei mal dahingestellt, da die Missionen nicht wirklich viel Abwechslung bieten. Immer gilt es, einzelne Sektoren des Feindes nacheinander einzunehmen und teilweise gegen Gegenangriffe zu verteidigen.
Da dem Spieler von Men of War vollkommene Freiheit gelassen wird, wie man die Sektoren erobert, machen die Missionen trotzdem Spaß. Doch ob das reicht, um 40, zum Teil aus dem Vorgänger recycelte Missionen spielen zu wollen, ist trotzdem fraglich. Am grundsätzlichen Spielprinzip wurde nichts geändert. Der Spieler erhält für seine Mission eine gewisse Anzahl an Starteinheiten sowie Punkte über Zeit, mit denen er sich Verstärkung hereinrufen kann. Dabei hat er die Auswahl aus über 250 Fahrzeugen und 200 unterschiedliche Infanteristen . Vom einfachen Volkssturmtrupp bis zum mächtigen Tiger II ist alles dabei. Sind die Truppen erstmal auf dem Feld, reicht es jedoch nicht, diese an die Front zu werfen und abzuwarten, bis der Feind aufgerieben ist.
Hier beginnen die große Stärke und zugleich der Hauptabschreckungsgrund des Spiels: Das Micromanagement. In MoW ist es möglich, jeden Soldaten einzeln auszurüsten. Hierfür hat jede Einheit ein eigenes Inventar, welches befüllt werden kann mit allem, was man auf dem Schlachtfeld so findet. Ob das jetzt die Russische Pelzmütze, die einfach besser Aussieht als die eigene oder eine effizientere Waffe ist, spielt keine Rolle. Mit dieser großartigen Funktion gehen jedoch auch einige schwerwiegende Aufgaben einher. So will jeder Soldat mit Munition versorgt sein, möchte man böse Überraschungen an der Front vermeiden. Ist diese nämlich erstmal verschossen, bleibt der Mann einfach in Deckung liegen, bis er stirbt, man ihn mit Nachschub versorgt oder ihn abzieht. Genauso verhält es sich bei Fahrzeugen (Munition, Benzin und Reparaturkisten) und Hilfsmitteln wie Bandagen. Die Einheiten müssen zwar alle einzeln ausgerüstet werden, doch gibt es ein recht cleveres Squad-System, wodurch sie wenigstens nicht einzeln gesteuert werden müssen. Die Squads können beliebig durch zusammenziehen und einzelnes Anwählen gebildet und aufgelöst werden. Bei den Fahrzeugen kommt noch hinzu, dass diese mit WASD und Maus nach Belieben direkt gesteuert werden können, sollte man die Zeit dazu finden. Denn meistens ist man mit dem Aus-und Nachrüsten der Truppen, den Verschiebungen selbiger sowie dem Reagieren auf Feindliche Handlungen so beschäftigt, dass kaum Zeit bleibt, auch noch den Panzerkommandant zu mimen.
Neben dem Micromanagement die zweite große Stärke des Spiels und hier gibt es jetzt wirklich keine Schattenseiten, ist das sehr realistisches Schadensmodell : Ein an der Kette getroffener Panzer ist auch wirklich an der Kette beschädigt und verliert nicht ein paar Punkte seines Lebensbalkens und sollte der Kugel auf dem Weg zum Ziel irgendetwas im Weg sein, so wird das auch berücksichtigt, egal ob Haus, Flora oder eine andere Einheit.
Wenn aus Freunden Feinde werden
Das Hauptaugenmerk von „Men of War: Assault Squad 2“ liegt auf dem Mehrspielermodus. So verwundert es nicht, dass hier die Hauptänderungen zu finden sind. Als erstes Spiel der Reihe ist dieses zum Beispiel mit dem Steam-Profil verknüpft. Auch laufen die Partien wesentlich flüssiger als das bei den Vorgängern der Fall war und können nun mit bis zu 16 Spielern gespielt werden. Im Multiplayer, der via LAN und Online bestritten werden kann, stehen sechs Modi zur Verfügung, von denen einer ein Koop-Modus gegen die KI ist und einer das gewöhnliche Gegeneinander ohne große Extras. Die anderen sind verschiedene Sektoreneroberungsmodi sowie ein Belagerungsmodus. Auch die Kartenauswahl mit 65 Karten verschiedenster Regionen wie tropischen Inseln oder russischen Dörfern, kann sich sehen lassen. Auch neu, aber sicher nicht unumstritten ist das neue Levelsystem, nachdem man erst durch leveln seines Profils alle Einheiten für den Mehrspielermodus freischaltet. Laut den Entwicklern soll das dabei helfen, mit den Einheiten zurecht zu kommen. Es wirkt jedoch eher so, als wolle man hier Langzeitmotivation erzwingen.
Das Grauen des Krieges
Die Steuerung ist weiterhin eine Schwachstelle des Spiels. Das nötige Micromanagement ist bei großen Armeen ohne sehr viel Übung kaum machbar, da häufig jede Einheit einzeln angewählt werden muss. So kann das schon mal für ganze Verbände den Tod bedeuten, wenn man nicht dazu kommt, diese zu verschieben, da man es noch nicht fertig gebracht hat, dem MG-Schützen neue Patronengurte zuzuteilen.
Hässliches kann so schön sein
Zwar wird die gleiche Engine wie im Vorgänger verwendet, doch wurde diese nochmal aufgehübscht und lässt somit die Landschaft des Krieges, aber auch Fahrzeuge und Infanterie sehr detailgetreu aussehen. Auch die Zerstörung selbiger wurde grafisch sehr schön umgesetzt und kommt ohne übertriebene filmreife Explosionen aus, wie sie aus „Company of Heroes“ bekannt sind. Beim Sound sieht es ähnlich aus. Hier wirkt auch alles sehr realistisch und daher auch ein wenig ruhiger. Lediglich bei den Kommentaren der Einheiten könnte man bemängeln, dass selbst die deutschen Soldaten nur des Englischen mächtig sind, trotz deutscher Sprachausgabe. Hier wäre es schön, würde jede Nation in ihrer Sprache Kalauer zum Besten geben.