“Valiant Hearts: The Great War” wurde am 25. Juni 2014 auf digitalen Vertriebswegen für Xbox 360, Xbox One, PlayStation 3, PlayStation 4 und für PC veröffentlicht. Wir haben uns das neue Spiel von Ubisoft Montpellier, dem Studio hinter „Rayman Origins“ und „Rayman Legends“, angeschaut.
Geschichtsunterricht mal anders
„Valiant Hearts: The Great War“ erzählt eine Geschichte frei nach den Ereignissen, die sich zwischen 1914 und 1918 an der Westfront des Ersten Weltkriegs abgespielt haben. Innerhalb der vier Kapitel mit insgesamt 27 Levels schlüpft der Spieler in die Fußstapfen vier verschiedener Charaktere: Freddie, Karl, Emile und Anna. Begleitet werden sie von einem treuen und mutigen Hund, der den Figuren zur Seite steht. Jeder Kriegsteilnehmer hat sein eigenes Motiv und eine eigene Hintergrundgeschichte, die so einen Blick aus verschiedenen Perspektiven auf den ersten Weltkrieg erlauben. Die Story ist sehr emotional erzählt, auch wenn es doch einige Klischees bereithält, was wohl vor allem daran liegt, dass man keiner Nation auf den Schlips treten wollte. Wer sich aber auf das Spiel komplett einlässt und nicht das Haar in der Suppe sucht, wird garantiert mehrfach Gänsehautmomente erleben. Das liegt nicht nur an den Charakteren selbst, sondern auch an den thematisierten geschichtsträchtigen Momente, wie die Gasangriffe in Ypern, die Bombardements durch Zeppeline und das Niemandsland. Das heißt, man besucht die Orte Reims, Montfaucon oder kämpft in der Schlacht an der Marne oder der Somme. Der Weg führt u.a. durch Schützengräben, Minen und zerbombte Städte, den Spieler erwarten abwechslungsreiche Locations.
Besonders schön ist hierbei, dass nicht einfach nur ein Szenario im Ersten Weltkrieg gezockt wird, sondern viele reale Informationen rund um den Weltkrieg innerhalb von Fakten oder Sammelobjekten integriert sind. In jedem Level gibt es Hintergrundinformationen, die den vorliegenden Sachverhalt in der aktuellen Stage genauer erklären. Geht es beispielsweise im Level darum, ein Marnetaxi zu reparieren, erfährt man über die historischen Fakten, was diese genau sind und wozu sie im Krieg eingesetzt wurden. Dies gibt es in jedem der 27 Levels mit meist mehreren Fakten, was so ein sehr gutes Geschichtswissen für alle Interessenten bereithält und einen groben Überblick über den Ersten Weltkrieg erlaubt. So etwas ist doch sicher viel interessanter, als der meist trockene Geschichtsunterricht in der Schule.
Gameplay
Ubisoft beschreibt das Spiel als Mischung aus Action-, Erkundungs- und Rätselspiel und genau das ist es auch. Allerdings fällt schnell auf, dass alle Facetten recht simpel und repetitiv gehalten sind. Die Rätsel sind teilweise zu einfach zu lösen, und andere wiederum so komplex, dass viel Trial &Error-Vorgehen benötigt wird, da die Lösung um viele Ecken gedacht werden muss. Glücklicherweise gibt es ein Hilfesystem, das Lösungshinweise liefert, sollte man stecken bleiben und die Respawnpunkte im Falle des Todes sind fair gelegt, wodurch keine frustreichen Momente der ewigen Wiederholungsdurchläufe entstehen.
Gewalt ist natürlich wie in jedem Weltkriegsspiel auch hier an der Tagesordnung. Allerdings fällt auf, dass der Spieler selbst nicht oft selbst zum Täter wird, sondern eher handlungsunfähiger Zeuge der ganzen Kriegsausmaße wird. Die wirklichen Tötungshandlungen kann man sicher nach Spielende an einer oder zwei Händen abzählen. Häufig ist das Töten auch gar nicht nötig, denn es gibt Sequenzen, wo Gegner umschlichen werden müssen und mit Hilfe des Hundes Gegner ablenkt werden können. Natürlich sieht der Hund nicht einfach nur süß aus und eignet sich, um Gegner zu beschäftigen, sondern ist aktiv im Spielverlauf integriert und kann vom Spieler gesteuert werden. Er kann eingesetzt werden, um bestimmte Gegenstände zu sammeln oder Schalter zu aktivieren. Leider ähnelt sich das Gameplay auch hier zu sehr innerhalb der Missionen.
Besonders die Missionen von Anna schienen anfangs Abwechslung zu bieten, wenn in Quicktime-Events Verletzte geheilt werden oder man mit einem Auto eine Straße entlang braust und Hindernissen ausweicht. Doch was anfangs noch recht cool ist, wird auch hier nach der zweiten Wiederholung langweilig.
Eindrucksvolle Kriegswelten
Wo das Gameplay nur Mittelmaß erreicht, gibt es besonders bei der Grafik und dem Sound wahre Wow-Momente. Das Spiel wurde auf Grundlage der UbiArt Framework Engine erschaffen, mit der bereits Child of Light, Rayman Origins und Rayman Legends entstanden. Es kommt in einem Graphic-Novel-Stil daher, der absolut zu überzeugen weiß und die ganze Umgebung auf eine spezielle Art und Weise zum Leben erweckt. Besonders schön ist auch der Umgang mit vielen Farben, denn es gibt dunkle Minen und Schützengräben, grüne Wälder, weiße Schneelandschaften, ein brennendes Zeppelinwrack und weitere kontrastreiche Szenen. Das ganze Design der Hintergründe, der Charaktere und der Animationen sorgt dafür, dass es einem vorkommt, als würde man ein Comicbuch durchblättern und dann mitten in die Geschichte hineingezogen werden.
Die Sounduntermalung ist wie die Grafik gut gelungen und kann mit ruhigen Klavierstücken die emotionale Stimmung aufrechterhalten, die die Geschichte erzählt. Zur Sprachausgabe kann leider nicht viel gesagt werden, denn die Charaktere kommunizieren über Sprechblasen miteinander und so gibt es also keine Stimmen zu den Figuren. Dafür gibt es aber einen Sprecher, der in den Zwischensequenzen näheres zum Level erklärt und direkt aus einer Geschichtsdokumentation stammen könnte, was den Gesamteindruck perfekt abrundet.
Das offizielle E3 2014 Video
nomas