Moebius: Empire Rising (PC)

Kickstarter war in den letzten Jahren in aller Munde. Die Plattform, die ursprünglich jungen Einsteigern eine finanzielle Starthilfe geben sollte um ihre Projekte zu verwirklichen, hat sich in kürzester Zeit zu einem Tummelplatz für Veteranen der Spiele-Entwicklung gemausert. Eine dieser Veteranen ist Jane Jensen, die sich unter anderem für die „Gabriel Knight“-Reihe verantwortlich zeigt. Anders als die übrigen Projekte auf Kickstarter, hat sie nicht einfach nur zur Unterstützung für ein Spiel aufgerufen, sondern direkt ihre ganze Firma in den Mittelpunkt gestellt. Sie bot den Backern alle Spiele an, die Ihre Firma Pinkerton Road in einem Jahr herstellt und auch ein Mitspracherecht, wie diese inhaltlich gestaltet sein sollen. Nun ist mit „Moebius: Empire Rising“ das erste Spiel aus diesem Projekt erschienen und wir haben für Euch ein Auge darauf geworfen.

 

Klassische Kost

Auf den ersten Blick sieht „Moebius: Empire Rising“ nach einem traditionellen Point’n‘Click-Adventure aus. Ihr steuert Malachi Rector – einen hochintelligenten Antikhändler – der auf einen Mord angesetzt wird und das Opfer einer Figur aus der Historie zuordnen soll. Dieses Muster wiederholt sich im Laufe des Spiels und Ihr lernt so viel von verschiedenen historischen Persönlichkeiten. Das hört sich zuerst etwas gewöhnungsbedürftig an, ist aber gekonnt in die spannende Story eingearbeitet. Das Spiel ist ansonsten recht konventionell: Es gibt einige Puzzles und Situationen wo Ihr verschiedene Gegenstände gebraucht, Ihr sprecht mit Leuten um Informationen zu erhalten und untersucht alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Dabei steht euch ein kontextsensitives Menu zur Verfügung. Neben den üblichen Verdächtigen wie „betrachte“ oder „benutze“, gibt es eine Analyse-Funktion. Der hohen Intelligenz des Hauptcharakters geschuldet, könnt Ihr interessante Personen oder Gegenstände damit genauer unter die Lupe nehmen und so vielleicht wichtige Fakten und Hintergründe zu Tage fördern, die Euch bei euren Untersuchungen behilflich sind.

Die Geschichte spielt sich wie ein Krimi und schon früh muss Malachi einsehen, dass mehr hinter diesem Mord steckt als er zuerst angenommen hatte. Dabei kommt er an vielen schön gestalteten Schauplätzen vorbei. Diese sind teilweise handgezeichnet und teils mit Polygonen modelliert. Das führt aber zu keinem Stilbruch und die Optik versprüht ein wenig Film-Noir-Flair. Angereichert wird das Ganze mit tollen Effekten wie z.B. beim Rauch und Wasser. Insgesamt muss sich das Spiel optisch nicht hinter Genregrößen verstecken und kann mit erinnerungswürdigen Schauplätzen glänzen. Die Animationen der Figuren wirken hingegen steif und hölzern. Ihr Gang ist unfreiwillig komisch und ihre Bewegungen abgehackt. Da hätte ein wenig mehr Feinschliff dem Spiel gut getan.

Während das Optische noch Highlights bietet, sind die Charaktere nicht ganz so gut gelungen. Außer dem Hauptcharakter hat keine Figur eine wirklich spannende Hintergrundstory zu bieten. Auch die Motivation, die ihre jeweiligen Handlungen begründen, ist recht dürftig beschrieben. Es wirkt, als hätten die Entwickler es sich hier zu leicht gemacht. Neben Malachi gibt es einen zweiten Hauptcharakter, nämlich David Walker. Er taucht aus dem nichts in Kairo auf und folgt unserem Protagonisten im Anschluss, „nur“ weil er bezahlt wird. Ein bisschen sehr wenig als Motivation, oder? Was macht David ausgerechnet dort? Was hatte er vorher im Sinn, bevor Malachi ihn angeheuert hat? Er lässt alles stehen und liegen und heuert einfach so bei einem Wildfremden an? Das sind alles Fragen, die Euch auf Anhieb stutzig werden lassen. Außerdem dient er im Grunde nur als Werkzeug, um mehr über Malachi zu erfahren. Ein wenig zu dünn, liebe Frau Jensen.

 

Auf die Ohren

Jane Jensen ist mit dem Komponisten Robert Holmes verheiratet, der oftmals den Soundtrack zu ihren Spielen beigetragen hat - so auch diesmal. Während das Lied im Intro noch etwas zu dick aufgetragen wirkt, ist die Sounduntermalung im Spiel selbst sehr gelungen. Gleiches gilt für die Vertonung. Die Sprecher haben hier einen guten Job gemacht und besonders im englischen sind die verschiedenen Akzente sind gut gelungen.

Nicht ganz gelungen ist der Schwierigkeitsgrad des Abenteuers. Die Rätsel sind oft recht einfach gestrickt und erfahrene Spieler kommen schnell voran. Wirkliche Kopfnüsse kommen nur ganz selten vor. Die Logik der Rätsel ist meist nachvollziehbar und Ihr könnt auch nicht alles von Anfang an aufheben. Erst wenn gewisse Gegenstände zur Lösung hilfreich werden, ist der Protagonist bereit, diese aufzusammeln. Nun ist der Schwierigkeitsgrad natürlich diskutabel, weil zum einen ist das Spiel unterfordernd, aber zum anderen gibt es keine großen Bruchstellen im Game. Das heißt, Ihr hängt nicht stundenlang an einem Rätsel und könnt so noch tiefer in die Story abtauchen. Aber Achtung: Ihr könnt ab und zu zwar das Zeitliche segnen, aber faire Rücksetzpunkte halten den Frust in Grenzen.

 

Offizieller Telease-Trailer


Fazit

Insgesamt bietet das Spiel mit ungefähr zwölf Stunden Spielzeit genügend Spaß für sein Geld. Der Ansatz mit den historischen Figuren ist erfrischend und Ihr bekommt das Gefühl, etwas über vergangene Persönlichkeiten zu lernen. Der Vergleich mit „Sherlock Holmes“ liegt natürlich nahe, aber eher wegen der Figurenkonstellation und nicht wegen der eigentlichen Handlung. Trotz seiner Ecken und Kanten ist das Spiel einen Blick wert. Jeder der etwas für spannenden Krimi-Storys übrig hat kann die 28 € getrost ausgeben. (Sam Hashemi)


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Moebius: Empire Rising (PC) - Screenshots zum DLH.Net Review
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