Mit “Toy Stunt Bike” will ein weiterer Nachahmer im Windschatten der erfolgreichen Geschicklichkeits-Rennspiel-Reihen „Trials“ und „Excitebike“ mitfahren und liefert stattdessen ein Paradebeispiel dafür ab, was bei einem solchen Spiel alles schief gehen kann.
Über Stuhl und Dominostein
Das Prinzip ist so einfach wie herausfordernd: Auf einem kleinen Motorrad soll der Fahrer die 60 kurzen Strecken mit all seinen Hindernissen absolvieren und dabei eine gute Zeit hinlegen, Punkte für weite wie hohe Sprünge und Salti erzielen sowie möglichst alle drei verteilten Flaggen sammeln. Um den nächsten Kurs freizuschalten, sollte zumindest eine dieser drei Vorgaben erfüllt werden. Dabei sind die Strecken so kurz, dass man sie problemlos innerhalb einer Minute oder deutlich weniger absolvieren kann. Die Gesamtspielzeit fällt dementsprechend gering aus, nach zwei Stunden dürfte der Umfang des Spiels ausgereizt sein.
Die Besonderheit liegt im Szenario, denn anstatt sich in malerischen Landschaften zu vergnügen, sind sämtliche Schauplätze in den heimischen vier Wänden angesiedelt. So bewegt sich der Fahrer samt Bike u. a. durch Wohnzimmer, Büro, Küche oder Schlafzimmer. Wie in den großen Vorbildern „Trials“ oder „Excitebike“ fährt man möglichst erfolgreiche Rundenzeiten durch das geschickte Zusammenspiel aus Tempo, Bremsen und Neigung nach vorne oder hinten. Aber Vorsicht: Der Weg zum Ziel ist auch gepflastert von Hindernissen. In diesem Fall kann das schon mal ein Fußball, Dominosteine, Stühle, herumliegende Nägel, eine Fernbedienung oder gar die Toilette sein. Idealerweise sollten Stürze vermieden werden, ansonsten müssen Teile des Kurses wiederholt werden.
Schnell wird klar, dass das Streckendesign qualitativ sehr durchwachsen ist und der Schwierigkeitsgrad stark schwankt, was vor allen Dingen an der Platzierung eben jener Hindernisse liegt. Auch die großzügig verteilten Checkpoints wirken stellenweise deplatziert und kommen mitunter selbst nach häufigen Leerlaufpassagen ohne jegliche Schikanen vor. Als großer Schwachpunkt erweist sich immer wieder die ungünstige Perspektive. Der seitlichen Ansicht fehlt es durch den winzigen Ausschnitt an der Übersicht, was die Reaktion auf Hindernisse teilweise zum Glücksspiel macht und so keinen wirklich geordneten Spielablauf zulässt.
Die Fahrphysik funktioniert ähnlich wie in „Trials“, auch wenn sie zu keinem Zeitpunkt diese Klasse oder Logik erreichen kann. Hat man sie jedoch einmal durchschaut, kann man sich auf ihre Eigenheiten einigermaßen einstellen. Motivierender Spielspass kommt jedoch nur selten auf. Die Online-Komponente besteht aus Ranglisten, um die Zeiten mit anderen Spielern zu vergleichen.
Schlicht, fehlerhaft und in 3D
Optisch zeigt sich „Toy Stunt Bike“ abwechslungsarm und simpel. Schauplätze und Objekte wirken wie lieblos aus dem Baukasten erstellt und wild zusammengeschustert. Wird der solide 3D-Effekt ausgeschaltet, kommt es zu besonders unschöner Treppchenbildung, so dass das Gesamtbild unrund und grob wirkt. Von Kantenglättung kann also keine Rede sein. Ärgerlich sind einige Clipping-Fehler, die auch spielerische Auswirkungen haben. Oftmals bleiben Fahrer und Bike nämlich nach missglückten Manövern in Umgebungsobjekten stecken, was sich nur mit einem kompletten Neustart der Strecke beheben lässt und viel zu häufig vorkommt. Musik und Soundeffekte hingegen bewegen sich auf minimalistischen Niveau.
Gameplay-Trailer
