Im Jahre 2012 wurde „Baphomets Fluch 5 – Der Sündenfall“ angekündigt, über Crowdfunding von Fans mitfinanziert und in zwei Episoden zeitversetzt veröffentlicht. Nun gibt es eine Retail Version zum Spiel, die beide Folgen und somit das gesamte Abenteuer vereint.
Nichts ist, wie es scheint
Eher zufällig werden George Stobbart und Nicole „Nico“ Collard Zeuge eines Mordes an einem Galeriebesitzer und dem damit zusammenhängenden Raub des Gemäldes „La Malediccio“. Schnell stellt sich heraus, dass das Gemälde wertmäßig eines der günstigsten Ausstellungsstücke war. Wieso also sollte ein Räuber ausgerechnet dieses stehlen? Natürlich, weil das Bild geheime Botschaften enthält, um in den Besitz eines mächtigen Artefakts zu kommen.
Dieses Mysterium macht natürlich auch die beiden Hauptakteure neugierig und kurze Zeit später steckt man als Spieler auch mittendrin im Geschehen. Es stellt sich im Laufe der Story heraus, dass im Bild Hinweise auf ein geheimes Versteck der Tabula Veritatis versteckt sind. Mit diesem antiken Artefakt ist es möglich, Luzifer aka den Teufel zu beschwören. Natürlich logisch, dass jede Menge böse Buben diese in ihren Besitz bekommen möchten und George und Nico die Welt retten müssen. Die Story wird innerhalb der zwei Episoden und einer ungefähren Spielzeit von zehn Stunden spannend erzählt und erinnert besonders im zweiten Teil mit dem ganzen Verschwörungssträngen rund um die Gnostiker, ein mysteriöses Bild und dem Artefakt an Dan Brown und die Illuminaten.
Vollgestopft wie Damenhandtaschen
„Baphomets Fluch 5 – Der Sündenfall“ ist ein klassisches Point n‘ Click-Adventure, wobei die Episoden aus den wechselnden Perspektiven der beiden Charaktere erzählt werden, wodurch sich nach und nach die Geschehnisse zu einem großen Ganzen ergänzen. Wie gewohnt, müssen Gegenstände gefunden und im Inventar gesammelt oder kombiniert werden. Dabei ist es sogar möglich, heiße Kaffeebecher oder sogar ein Stück Pizza komplett in den Jacken- oder Hosentaschen verschwinden zu lassen, ohne die Kleidung zu beschmutzen oder sie deutlich auszubeulen. Sicherlich gehört das zum Genre einfach dazu, ist doch aber immer wieder ein Schmunzeln wert, wenn man bedenkt, was da so alles spurlos in das Inventar verschwindet. Harry Potter Kenner werden wohl schnell an Hermine denken, die in ihrem Beutel auch alles Mögliche verstauen kann… aber immerhin hat sie einen Beutel und nicht nur Taschen an der Kleidung.
Irrsinnig ist dabei hingegen, dass nur Gegenstände mitgenommen werden können, die das Skript auch vorsieht. Bei anderen Items gibt es immer wieder eine fadenscheinige Ausrede, wieso man es lieber stehen lassen sollte. Möchte man beispielsweise ein Tintenglas mitnehmen, nörgelt George los, dass man damit die Jacke beschmutzen könnte, hat aber wenige Minuten vorher ohne mit der Wimper zu zucken, ein fettiges Pizza-Stück darin verschwinden lassen.
Blechdose + Blechdose + Schnur = Telefon
Ein weiteres typisches Point n‘ Click Element darf natürlich ebenfalls nicht fehlen: die Rätsel. Die Knobeleien sind sehr durchwachsen. Während manche sehr einfach gehalten sind, gibt es einige Situationen, bei denen man nur durch mehrfaches Ausprobieren begreift, was erwartet wird. Echte Genrefanatiker werden aber selbst bei den schwierigeren Rätseln kaum Probleme haben, während Gelegenheitsspieler wohl doch das eine oder andere Mal das mehrstufige Hilfesystem in Anspruch nehmen müssen. Schön ist, dass dann wirklich in einem extra Fenster auch konkrete Tipps gegeben werden, mit dem das Rätsel schnell gelöst werden kann, was die Frustration gering hält. Leider gibt es aber keine Hotspot-Anzeige, die euch die wichtigsten Objekte in der Spielumgebung hervorhebt.
Die Ziele der Rätsel bestehen im Grunde darin, dass ihr versteckte Gänge und Räume aufdeckt, anderen Charakteren helft und so weitere Hinweise oder Gegenstände erhaltet, um weiterzukommen. Neben den Standardrätseln wie das einfache Kombinieren von Gegenständen, Minipuzzles und übersetzbare Codierungen erwarten den Spieler aber auch einige Überraschungen und innovativere Rätsel. In Episode 2 muss beispielsweise an einer Stelle das Kirchenlied Ave Maria mit Resten einer Baustelle angestimmt werden. Das wirkt dann schon recht cool und lockert das Spielgeschehen deutlich auf.
Lustig wie ein Eiterpickel
In den „Baphomets Fluch“-Spielen sind natürlich die Dialoge von großer Bedeutung, denn zum großen Teil werden damit die Story erzählt und die Gefühlsregungen verdeutlicht. Zumindest im Optimalfall, denn in „Baphomets Fluch 5 – Der Sündenfall“ funktioniert das kaum. Die Dialoge sind meist zu lieblos designt, können kaum Emotionen hervorrufen und über die nervigen Gags von George wird am besten gar nicht erst gesprochen. Wirklich schade, dass man sich doch immer wieder dabei erwischt, die Dialoge zu überfliegen und schnell durchzuklicken. Selbst, dass man die Reihenfolge der Gespräche durch Anklicken der Icons individuell bestimmen kann, wirkt kaum nach. Immerhin kann man die Dialoge so abkürzen, indem man sich auf das Wesentliche beschränkt.
Die deutsche Synchronisation wurde, wohl ähnlich wie die Dialogregie, als lediglich zweitrangig betrachtet. So richtig gut funktioniert diese nur bei den beiden Hauptfiguren, bei den Nebenfiguren hat man doch immer mal das Gefühl, dass die Texte einfach nur abgelesen werden, ohne die dazugehörige Situation zu kennen. George wird übrigens wie in den vorherigen Spielen erneut von Alexander Schottky vertont. Nico hingegen kommt mit einer neuen Stimme daher, denn sie wird nun nicht mehr von der bekannten Agent-Scully-Stimme Franziska Pigulla, sondern von Petra Konradi gesprochen. Aber selbst die hart gesottenen Akte-X-Fans können beruhigt sein, denn die neue Synchronstimme klingt mindestens genauso gut wie die der Vorgängerin. Gerade weil bei den Hauptfiguren bewiesen wurde, dass es durchaus eine vernünftige Vertonung geben kann, wirkt es nur umso schlimmer, dass es nicht konsequent durchgezogen wurde.
Hübsch… oder auch nicht
Die Grafik von „Baphomets Fluch 5 – Der Sündenfall“ kann gerade mal als durchschnittlich bezeichnet werden, wobei die handgezeichneten 2D Landschaftspanoramen am ehesten überzeugen. Insgesamt ist das Spiel, angelehnt an die Neuauflage der älteren Spiele, ebenfalls sehr zeichentrickartig, was hier aber gut zum Spiel passt.
Leider gibt es aber ein großes Manko im Grafikbereich, denn die Animationen wirken leider recht altbacken. Wenn dann noch mit ein paar mehr Kameraeinstellungen gearbeitet worden wäre, hätte das dem Spiel sicher auch nicht geschadet. So verharrt die Kamera leider zu oft und lange in derselben Position und auf Nahaufnahmen, um beispielsweise die Gefühlsregungen der Charaktere zu verdeutlichen, wurde gänzlich verzichtet. Ein wenig darüber hinweg tröstet allerdings, dass es viele verschiedene Gebiete zu bereisen gibt, die auch deutlich an ihrem Vorbild angelehnt sind. Packt die Koffer, denn es geht nach England, Frankreich und Spanien, wo euch unter anderem ein Schloss, eine Kunstgalerie und eine Seilbahnstation erwarten. Abwechslungsreiche Innen- und Außensettings also.
Schön ist, dass es in den zwei Episoden ein Wiedersehen mit bekannten „Baphomets Fluch“ Charakteren wie Sergeant Moue, Gräfin Clarissa Piermont und dem Ehepaar Henderson gibt. So kann man gleich nochmals in Erinnerungen an die Zockervergangenheit schwelgen.