Sherlock Holmes: Crimes & Punishments (PS4)

Die umfangreiche Liste an Videospielumsetzungen zur Detektivfigur Sherlock Holmes kann sich mittlerweile sehen lassen. Insbesondere seit das französische Entwicklerstudio Frogwares in regelmäßigen Zeitabständen neue Abenteuer veröffentlicht, erfreuen sich die spaßigen Ermittlungsarbeiten größter Beliebtheit. Mit „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments“ liefern sie nunmehr ihr Meisterstück ab.

 

 

221B Baker Street, London

 

Privatdetektiv Sherlock Holmes nimmt seine Ermittlungen wieder auf. Die fiktive Romanfigur wurde vom berühmten britischen Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle im späten 19. Jahrhundert erdacht. Genau in dieser Zeitepoche kommt es auch zu den unterhaltsamen und kurzweiligen Vorkommnissen, die der vornehme Exzentriker unter tätiger Mithilfe von seinem bodenständigen Kollegen Doktor Watson und Spürhund Toby aufklären soll. Nicht nur einfache Klienten, sondern auch Scotland Yard ersuchen 221B Baker Street in London, weil sich die Erfolg versprechenden Arbeitsmethoden und die detailgenaue Beobachtungsgabe des Ausnahmetalents Sherlock Holmes weit herumgesprochen haben. Schließlich kommt der Meister seines Fachs in der Regel zu völlig anderen Schlussfolgerungen, als es die bisherigen polizeilichen Ermittlungen zu Tage gefördert haben. Umfassende Geständnisse von Tätern oder Komplizen geben ihm immer wieder Recht.

 

Alle bekannten Figuren wurden sehr vorlagengetreu gestaltet, egal, ob Aussehen oder besondere Charakterzüge. Auch der trockene, typisch britische Humor kommt nicht zu kurz, insbesondere in den Dialogen zwischen Holmes und Watson. Wie in guter alter Tradition und aus unzähligen Sonntagabend-Krimis am Fernsehgerät bekannt, dreht sich auch hier alles um Mord und Totschlag, spurloses Verschwinden, Diebstahl, gespickt mit Intrigen und groß angelegten Vertuschungsaktionen. Sechs umfangreiche Kriminalfälle mit einer Gesamtspielzeit von etwa 15 Stunden basieren teilweise auf bereits erschienenen Sherlock-Holmes-Werken. Welche das sind, wird an dieser Stelle nicht verraten, denn die interaktiven Kurzgeschichten leben von überraschenden Wendungen und der spannenden Inszenierung. Löblich: Entgegen aktuellen Trends wurden sämtliche Episoden von vornherein in ein komplettes Spielwerk gepackt, anstatt diese wie beispielsweise „The Walking Dead“ in regelmäßigen Zeitabständen als Download-Inhalte zu veröffentlichen.

 

 

Unter die Lupe genommen

 

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern verzichtet das siebte Sherlock-Holmes-Spiel (Wimmelbild-Ableger ausgenommen) von Frogwares auf das klassische Point-and-Click-Gameplay. Ein Detektivspiel ist es aber immer noch, daran besteht kein Zweifel. Schon die ersten Schritte in der heimischen Baker Street, Hausnummer 221B in London führen am Analysetisch, Zeitungs- und Forschungsberichts-Archiv, Kleiderschrank sowie Schminktisch vorbei, die allesamt auf ihre sinnvolle Benutzung warten. In der Regel fängt jeder Fall damit an, dass sich Sherlock zum Tatort begibt. Dazu greift er auf die Umgebungskarte zu, um zwischen den Schauplätzen hin und her zu wechseln, verbunden mit einer kurzen Ladepause, die in einer Pferdekutsche verbracht wird.

 

Die Ladezeiten während der vielen Ortswechsel kann der Detektiv sinnvoll gestalten, denn jederzeit hat er Zugriff auf sein Notizbuch und das Herleitungssystem. Im Notizblock werden alle Informationen übersichtlich zusammengefasst: Aktuelle Ziele, nachlesbare Dialoge, Figurenporträts, Beweise oder Dokumente. Das Herleitungssystem funktioniert so: Man betrachtet im wahrsten Sinne des Wortes die Hirnwindungen von Sherlock Holmes, die zu Anfang noch leer erscheinen. Wurden Hinweise gesammelt, schwirren diese noch ungeordnet im Kopf herum und müssen, wenn sie denn in Verbindung miteinander stehen, zusammengefügt werden. Optisch nachvollziehbar bilden sich dann farbige Synapsen. Blaue geben logische Fakten und Vermutungen wieder, rote beinhalten einen Widerspruch.

 

Je mehr Erkenntnisse der kluge Kopf also zusammengeführt hat, desto mehr ergibt sich ein klares Bild und die Synapsen werden miteinander verbunden, bis dann letztendlich der Fall gelöst werden kann. Dieses System hat jedoch seine Tücken und verläuft nicht linear, schließlich gibt es auch in der Welt von „Crimes & Punishments“ Lügen und zweifelhafte Aussagen. Es kann durchaus vorkommen, dass man den Fall abschließt, aber die völlig falsche Person hinter Gittern bringt. Bevor sich die Akte schließt und das nächste Kapitel gestartet wird, gibt eine Statistik noch mal den Überblick der gefundenen Hinweise, der Schlussfolgerung und der moralischen Entscheidung. Richtig gelesen, das System appelliert nämlich an die Moral des Spielers, dem Täter Gnade zu gewähren oder im Sinne von Recht und Ordnung zu handeln. Ohne Inhalte zu verraten: Die Qual der Wahl ist uns nicht immer leicht gefallen. Bis es jedoch so weit ist, fließt noch viel Wasser die Londoner Themse runter.

 

Zwischen dem ersten Besuch des Tatorts und der Aufklärung gibt es schließlich jede Menge zu tun für einen fleißigen Detektiv. In der Regel folgt zuallererst eine genaue Untersuchung am Ort des Geschehens: Wenn es beklagenswerte Opfer gibt, werden diese genauer betrachtet und die ersten Dialoge mit vermeintlichen Zeugen geführt. Auch diese werden in der Charakteranalyse an Ort und Stelle oder im Verhörraum von Scotland Yard genauer unter die Lupe genommen. Kein Detail entgeht dem geschulten Auge, wenn es sein Gegenüber mit dem Analogstick des Gamepads gründlich mustert: Hat die Person beispielsweise markante Züge oder einen verdächtigen Gesichtsausdruck? Trägt sie einen Ehering? Was verrät die Kleidung über den gesellschaftlichen Stand? Was ist mit den Händen? Ist diese Prozedur abgeschlossen, werden nicht nur Dialogoptionen freigeschaltet, sondern zusätzlich im Notizbuch neue Charakterporträt-Seiten hinzugefügt.

 

Diese Vorgehensweise ist ein wesentlicher Bestandteil der Beweisaufnahme. Als spielerische Besonderheiten erweisen sich an vorgegebenen Stellen sowohl das Vorstellungstalent als auch der Konzentrationsmodus. Während bei ersterem Objekte und Vorgänger visualisiert werden können, heben sich bei letzterem Dinge optisch hervor. Beweise wie Dokumente können gedreht, gewendet und – bei der Masse an Briefen – natürlich geöffnet werden, werfen nicht selten neue Fragen auf und können darüber hinaus mit der Spielumgebung verwendet, im Zeitungs- und Forschungsberichts-Archiv recherchiert sowie auf dem hauseigenen Analysetisch einer genaueren Untersuchung unterzogen werden. Hier wird mit Vergrößerungsglas und dem Chemiebaukasten oft Verborgenes erkannt. So wird beispielsweise bei einem verdächtigen Klumpen die Silberprobe gemacht. Mit der Pipette wird etwas Säure auf das Beweisstück geträufelt, ebenso auf eine Silbermünze. Entsteht auf beiden Proben die gleiche Farbe, dann wäre der Fall eindeutig.

 

Solche leichten Rätseleinlagen gibt es in „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments“ zuhauf, stören den Spielfluss jedoch nur selten. Wer von diesen Passagen oder dem ständigen Schlösserknacken genug hat, kann sie einfach überspringen. Neben Sherlock sind auch kurzzeitig Doktor Watson und Toby mit seinem feinen Spürsinn spielbar, wenn es die Situation erfordert. Die Steuerung funktioniert grundsätzlich einwandfrei, wenn auch in der Third-Person-Ansicht etwas hakelig. Eine optional wählbare Ego-Perspektive hat sich als intensiver als auch angenehmer erwiesen.

 

 

Technisch überführt und verhörenswert

 

Mit Epic Games Unreal-Engine 3 gibt es im Vergleich zu den Vorgängern einen technischen Sprung nach vorne zu verzeichnen. Zwar werden die ständigen Schauplatzwechsel mit langen und kurzen Ladepausen erkauft, dafür wird das Auge von der Gesamtoptik verwöhnt. Die kompakten Ortschaften sind sehr abwechslungsreich und mit vielen Details gestaltet sowie stimmig und atmosphärisch. Sehenswerte Badehäuser, riesige Gartenanlagen, gruselige Katakomben, prunkvolle Villen und 221B Baker Street selbst sind grafisch absolut sehenswert. Egal, wohin man sieht, man schaut sich einfach gerne nach Details um. Auch das Zusammenspiel von Licht und Schatten ist überzeugend, ebenso wie die Charaktermodelle mit ihren ausdrucksstarken Gesichtern. Adventure-Fans durften qualitativ ähnlich Hochwertiges zuletzt in "L.A. Noire" und "Heavy Rain" bestaunen.

 

Auf der neuen Konsolengeneration wirkt die Darstellung angenehm flüssig, so dass dem cineastischen Erlebnis auf dem Großbildschirm nichts im Wege steht. Leider wurde auf eine deutsche Sprachausgabe verzichtet, dafür überzeugt die englische Vertonung umso mehr. Hier sitzt jeder Ton, hin und wieder stark akzentuiert. Die Umgebung ist ohnehin komplett in Englisch gehalten, was beispielsweise Schilder oder Hinweisschilder betrifft. Alles andere wurde in deutscher Sprache übersetzt, seien es Menüs, eingeblendete Anzeigen, Dokumente oder alle Angaben im Notizblock. Dialoge werden ebenfalls optional mit deutschen Untertiteln versehen.

 

Offizieller Launch-Trailer


Fazit

Trotz oder gerade wegen der Abkehr vom klassischen Point-and-Click-Gameplay funktioniert die interaktive Fallsammlung von „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments“ hervorragend. Die sechs Episoden bieten durchgehend Spannung und Spaß bei den Ermittlungsarbeiten, die immer wieder für Überraschungen gut sind. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, sondern wird immer wieder passend eingestreut. Das Ergebnis sind ein umfangreiches Gesamtwerk sowie ein weiteres Erfolgskapitel des berühmtesten fiktiven Detektivs der Welt: Sherlock Holmes. (Christian Schmitz)


Kommentare:
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2014-10-29 17:38:28... - Free Key

Me key free please


2014-10-27 10:34:30... - Codreanu

+rep


2014-10-24 16:06:19... - 동규



2014-10-24 15:38:26... - muhammet

gdgdhgd


2014-10-24 14:01:35... - Dupa

thx


Sherlock Holmes: Crimes & Punishments - Erste Screenshots
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