Skyforge

"Skyforge" ist ein kostenloses Online-Rollenspiel, das mit einer Mixtur aus Science-Fiction und Fantasy von der russischen Spieleschmiede Astrum Nival entwickelt wurde. Nach einer Closed-Beta-Phase, die von März bis Juni andauerte, wurde am 16. Juli die Open Beta veröffentlicht, die uns als Grundlage für den folgenden Testbericht dient.

 

Der Tod als Neuanfang

 

Wer sich daran gewöhnt hat, dass die meisten Free2Play-Titel in erzählerischer wie visueller Hinsicht zumeist eine bescheidene Qualität aufweisen, dürfte angesichts der ersten Spielminuten von "Skyforge" angenehm überrascht sein. Dort reisen wir via Transportflugzeug mit unserem zunächst namenlosen Spielcharakter in die Stadt Aelinar, deren futuristisches Design an den Planeten Coruscant aus "Star Wars" erinnert. Aelinar ist die Hauptstadt des Planeten Aelion und der zentrale Ausgangspunkt für die weitere Spielhandlung. Auf der Landeplattform angekommen, werden wir auf direktem Wege zu einer Frau namens Herida geschickt, mit der unser Charakter ein Gespräch beginnt und ihr erzählt, was ihm kürzlich widerfahren ist. In der nachfolgenden filmreif inszenierten Rückblende, die wir zwischendurch selbst spielen dürfen, sind wir als Mitglied einer Militäreinheit auf dem Weg in die Siedlung Iannor, um die Einheimischen vor den Angriffen der sogenannten Vids – tödlichen Rattenkreaturen – zu schützen. Doch kaum angekommen, geraten wir in einen heimtückischen Hinterhalt, der sowohl den Dorfbewohnern, unserem Squad als auch unserem Alter Ego das Leben kostet.

 

Doch zum Glück ist unser virtuelles Ableben in "Skyforge" nicht von Dauer. Frisch auf einen Leichenberg geworfen, erwachen wir schon binnen kürzester Zeit wieder zu neuen Kräften und sinnen nach Rache. Aus der Verfolgerperspektive laufen wir mit unserem Helden anschließend durch ein altes Gemäuer, bewegen mit der Maus die Kamera und metzeln uns mit den beiden Maustasten durch die Reihen unserer Peiniger. Nachdem wir einen ersten Bosskampf absolviert haben, endet unsere Erzählung und damit auch die Rückblende. Von Herida erfahren wir, dass wir durch unseren Tod nun zu der Gruppe der Unsterblichen gehören, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, sich um das Wohl der Menschheit auf dem Planeten Aelion zu kümmern und jedwede feindlich gesinnten Kräfte zu vertreiben. Doch um im Kampf zu bestehen, müssen wir erst die richtigen Kampftechniken erlernen. Herida schickt uns dafür zu Flavius, dem Meister der Wissenschaften.

 

Als wir dort eintreffen, begeben wir uns über eine Transportkapsel in einen Trainingsraum, wo wir unserer Spielfigur mit Hilfe eines umfangreichen Charakter-Editors endlich Namen und Geschlecht geben dürfen und die äußere Erscheinung unseren Vorstellungen entsprechend anpassen können.

Anschließend wählen wir eine Charakterklasse aus, von denen uns am Anfang drei zur Verfügung stehen. So feuern wir als Lichthüter aus der Distanz mit einem magischen Stab Lichtblitze auf unsere Widersacher und zaubern Schilde herbei, die unsere Gefährten im Kampf schützen. Als Paladin stürzen wir uns dagegen mit Schwert und Schild mitten ins Kampfgetümmel und metzeln uns im Nahkampf durch Gegnergruppen. Überdies steht die Klasse des Kryomanten zur Auswahl, der die Kunst der Kältemagie beherrscht und seine Feinde mit Eisattacken und Frostangriffen bekämpft.

Im weiteren Spielverlauf lassen sich zusätzliche Klassen freischalten – darunter Bogenschütze, Kanonier, Nekromant und Berserker –, sodass wir in "Skyforge" aus insgesamt 13 Klassen wählen dürfen. Erfreulicherweise ist unser Held dabei nicht auf eine einzige Klasse festgelegt, sondern darf jederzeit zwischen den Klassen wechseln. Dies sorgt nicht nur für spielerische Abwechslung, sondern bietet auch taktische Möglichkeiten, um kniffligen Gefechten mit unterschiedlichen Kampfstilen zu begegnen.

 

Nachdem uns Flavius im Trainingsraum noch einige praktische Tipps mit auf den Weg gibt, geht es zurück zu Herida. Sie führt uns daraufhin ins Göttliche Observatorium, das als Sammelplatz für die meisten Spieler fungiert. Im Zentrum des Raumes erstrahlt der leuchtende Globus von Aelion, auf dem für uns fortan Orte markiert werden, an denen der Feind sein Unwesen treibt. Jeder dieser Schauplätze zeichnet sich durch ein individuelles Szenario, bestimmte Kreaturen und eine gewisse Anzahl von Quests aus. Bevor wir uns auf Mission begeben, dürfen wir auswählen, ob wir im Team oder auf eigene Faust unterwegs sein möchten. Wer sich für Teamarbeit entscheidet, der kann entweder bis zu zwei Freunde als Teammitglieder rekrutieren oder via Online-Suche nach passenden Mitstreitern Ausschau halten.

 

Der Pfad des Unsterblichen

 

Die Haupt-Quests, auch Missionen genannt, werden oftmals noch in kleine Neben-Quests unterteilt  und beinhalten klassische wie abwechslungsreiche Aufgaben. Mal müssen wir eine vorgegebene Anzahl von bestimmten Gegnertypen in einem Gebiet besiegen, ein anderes Mal müssen wir es schaffen, ein von feindlichen Robotern besetztes Fabrikgelände zu durchqueren. An anderer Stelle gibt es eine Mission, in der wir von den Virds verschleppte Mitglieder einer Elitetruppe retten müssen. Dabei lauert uns innerhalb einer Mission meist eine große Anzahl von unterschiedlichen Gegnertypen auf, die allesamt fantasievoll designt wurden. Ferner stellen sich uns am Ende einer Mission meist größere Bossgegner in den Weg, die einiges einstecken können und mit einer speziellen Taktik besiegt werden müssen.

 

Das Echtzeit-Kampfsystem, dessen rasante Inszenierung mit den Auseinandersetzungen in "Dragon Age II" locker mithalten kann, sorgt dabei für actionreiche Gefechte. Mit der linken und rechten Maustaste führen wir die Standardattacken aus; diese beinhalten entweder Nahkampfmanöver, die dem nächstgelegenen Gegner Schaden zufügen, oder weitflächige Angriffe, die im nahen Umkreis mehrere Widersacher gleichzeitig treffen. Durch eine Kombination dieser beiden Hauptangriffe lassen sich besondere Kombos auslösen, die unserem Feind zusätzliche Lebensenergie kosten. Wenn der Gegner bereits arg geschwächt ist, dürfen wir zudem bei entsprechender Bildschirmeinblendung per Knopfdruck einen finalen Schlag ausführen, der unserem Gegenüber abschließend den Rest gibt.

Daneben stehen je nach Klasse unterschiedliche Spezial-Angriffe zur Auswahl, die wir über die Nummerntasten der Tastatur bedienen. Je nach Durchschlagskraft benötigen diese Angriffe nach der Ausführung eine gewisse Zeit, bis sie wieder aufgeladen sind. 

 

Nach jeder erfolgreich gemeisterten Mission winken genretypische Belohnungen in Form von Credits sowie Aufrüstungsgegenständen, mit denen wir unseren Spielcharakter im Inventarmenü verbessern können. Darüber hinaus erhalten wir durch den Abschluss von Quests eine gewisse Anzahl von Kristallen, genannt Funken, die für den Aufstieg unseres Charakters von großer Bedeutung sind. An dem "Atlas des Fortschritts“, einem Talentbaum in Form einer Sternenkarte, können wir die Funken einsetzen, um unsere Fertigkeiten im Bereich der Verteidigung, der Stärke und des Wissens zu steigern. Auch neue Charakterklassen lassen sich mit Hilfe der Funken freischalten.

 

Ressourcen am Limit

 

Je mehr unser Unsterblicher im Laufe des Spiels an Prestige gewinnt, desto schneller erreichen wir den Status einer göttlichen Existenz. Als aufstrebende Gottheit ändert sich sowohl unsere äußere Erscheinung als auch unsere physische Konstitution, sodass wir stärke Angriffe starten und mehr Schaden einstecken können. Doch das ist nicht alles: Infolge unserer guten Taten werden wir mit der Zeit von Anhängern verehrt, von deren bedingungsloser Bewunderung wir sogar profitieren können. Dafür müssen wir Anhänger mit individuellen Fähigkeiten – Adepten genannt – rekrutieren, die in unserem Namen Spezialaufträge erledigen. Ist dies von Erfolg gekrönt, erhalten wir wertvolle Belohnungen und neue Anhänger. Doch auch, wenn sich dieser Aspekt von "Skyforge" auf den ersten Blick vielversprechend anhört, lässt die Inszenierung deutlich zu wünschen übrig, da die Verwaltung unserer Anhängerschaft ausschließlich innerhalb des Menübildschirms geregelt wird.

 

Doch auch in anderer Hinsicht wurde seitens der Entwickler eine fragwürdige Entscheidung getroffen: In "Skyforge" müssen alle Spieler – selbst diejenigen, die echtes Geld in einen Premiumstatus investiert haben – ein Limit für den Spielfortschritt beachten. Pro Woche können wir nur bis zu einer bestimmten Grenze Credits und Funken bekommen, die für den Fortschritt unseres Helden notwendig sind. Wer diese Grenze erreicht hat, muss sich dagegen mit niederen Belohnungen begnügen, sodass der Fortschritt unserer Spielfigur stagniert. Für all diejenigen, die Geld bezahlen, winkt zwar ein Fortschrittsbonus, aber keine Aufhebung des Limits. Was Gelegenheitsspieler nicht weiter stören braucht, wird für diejenigen, die stundenlang in die Welt von "Skyforge" eintauchen wollen, zu einem lästigen Störfaktor.

 

Um die Wartezeit zu überbrücken, können wir uns neben den Missionen in PvP-Arenen gegen andere Spieler begeben, wobei jede Arena mit einem individuellen Spielmodus aufwartet. Während im Deathmatch-Modus jeder gegen jeden kämpft, treten im Team-Deathmatch je drei Spieler gegeneinander an. Im Kontrollpunkte-Modus kommt es dagegen darauf an, dass die Teams verschiedene Kontrollpunkte erobern. Des Weiteren steht der Payload-Modus zur Auswahl, in dem es darum geht, mit seinem Team auf einem Fabrikgelände eine mobile Fracht zum Zielpunkt zu bringen, während die Gegner versuchen, dieses Vorhaben zu vereiteln. Zu guter Letzt wurde Capture the Flag integriert, in dem es wie üblich darauf ankommt, die gegnerische Flagge zu erobern und zurück in die Heimatbasis zu schaffen.

 

Außergewöhnliche Aussichten

 

Wie schon zu Beginn des Artikels erwähnt, ist der visuelle Aspekt von "Skyforge" von hoher Qualität, insbesondere wenn wir uns vor Augen führen, dass es sich um einen Free2Play-Titel handelt. Die zahlreichen Fantasy-Welten, die wir mit unserem Helden bereisen, überzeugen durch Kreativität und ein hohes Maß an Abwechslungsreichtum. So hastet unser Unsterblicher vor einem grandiosen Bergpanorama über eine hügelige Graslandschaft, bereist eine altertümliche Ausgrabungsstätte und schlägt sich durch atmosphärisch ausgeleuchtete Waldgebiete. Die meisten Schauplätze beeindrucken dabei mit stimmigen Lichteffekten und einer großen Weitsicht, wobei letztgenannte dazu führt, dass Objekte in weiter Ferne erkennbar aus dem Nichts erscheinen.

Jede Welt wartet mit neuen, fantasievoll gestalteten Feinden auf. Auch die Kämpfe sind ein optischer Blickfang und bestechen durch butterweiche Animationen, tolle Partikeleffekte, Schnelligkeit und Dynamik. Die Missionen werden von Zwischensequenzen begleitet, die unter Einsatz von Zeitlupenabschnitten und ausgefallenen Kameraperspektiven teils filmreif inszeniert wurden; einzig die Dialogsequenzen sind etwas starr geraten und begnügen sich meist damit, die Gespräche aus einem Kamerawinkel zu zeigen.

 

Der Soundbereich passt sich dem Fantasy-Stil an und überzeugt insbesondere in musikalischer Hinsicht mit stimmigen Orchesterklängen und Elektrosounds, die eine facettenreiche Klangkulisse generieren. Leider fallen im Gegensatz zur atmosphärischen Musikbegleitung die Soundeffekte zu dezent aus. Hier hätten wir uns eine deutliche Steigerung zur Closed-Beta-Version gewünscht. Im Gegensatz zur vorherigen Version, die seinerzeit noch komplett in Russisch gehalten war, verfügt "Skyforge" nun über englische Sprachausgabe, die mit deutschen Bildschirmtexten untertitelt werden kann.


Fazit

Um es vorab klarzustellen: "Skyforge" macht richtig Laune. Wenn wir als gottgleicher Held durch kreativ gestaltete und prächtig aussehende Fantasy-Welten reisen, um für Recht und Ordnung zu sorgen, sorgt das für jede Menge Spielspaß. Der umfangreiche Charakter-Editor erlaubt es uns, das Aussehen unserer Figur ähnlich umfangreich wie in der "Dragon-Age"-Reihe zu gestalten. Das sehr schnelle und unkomplizierte Kampfsystem führt zu actionreichen Auseinandersetzungen. Ebenso ist es erfreulich, dass unser Held nicht auf eine Klasse festgelegt ist, sondern wir binnen wenigen Sekunden vom Schwertkämpfer zum Magier wechseln können. Daneben bietet das Spiel all das, was wir uns von einem komplexen Online-Rollenspiel erwarten. Die Quests, die wir entweder allein oder in der Gruppe bestreiten können, bieten ordentlich Abwechslung und ermöglichen zudem den Zugriff auf eine Vielzahl von Items und Attributen.

Schade nur, dass die mäßigen Soundeffekte es nicht schaffen, mit der auf visueller Ebene beachtlichen Leistung qualitativ mitzuhalten. Das größte Manko für Vielspieler dürfte allerdings die wöchentliche Begrenzung des Charakterfortschritts sein, die es nicht gestattet, sich für unbegrenzte Zeit auf den Titel einzulassen. Zum Glück bietet "Skyforge" als Alternative einen umfassenden PvP-Modus, in dem wir unser Können in zahlreichen Spielmodi gegen andere Spieler unter Beweis stellen können. So werden vor allem Gelegenheitsspieler und diejenigen, die die wöchentliche Limitierung ihres Charakterfortschritts nicht stört, viele unterhaltsame Stunden mit "Skyforge" verbringen können. (Daniel Kohlstadt)


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