Mad Max

Staubtrockene Videospielumsetzungen zu bekannten Filmvorlagen gibt es mittlerweile fast so viele wie Wüstensand. Doch "Mad Max" hat insbesondere dank des furiosen Kino-Comebacks "Mad Max: Fury Road" etwas Besseres verdient. Avalanche Studios, der Entwickler des Actionspektakels "Just Cause", entführt Spieler in eine postapokalyptische Ödnis voller Gefahren, Müll und Schrottkarren. 

 

Ein Mann und sein Magnum Opus

 

Allzu viel ist nicht mehr übrig von der menschlichen Zivilisation, die nach verheerenden Ereignissen ums nackte Überleben kämpft. Für Hauptfigur Max Rockatansky kommt es bereits in der rasanten Introsequenz so knüppeldick, wie es nur einem gebrochenen Mann mit lang anhaltender Pechsträhne passieren kann. Die verhängnisvolle Auseinandersetzung mit dem grausamen Kriegsherren Scabrous Scrotus kostet ihn sein heiß geliebtes Auto und beinahe das Leben. Die Begegnung mit dem Mechaniker Chumbucket, fortan ständiger Begleiter von Max, lässt aber neue Hoffnung in einer rauen Welt aufkeimen. Schließlich sinnt es dem mürrischen Einzelgänger nach Rache.

 

Anders als erwartet, steht nicht die menschliche Kultfigur im Rampenlicht des Geschehens, sondern der fahrbare Untersatz namens Magnum Opus. So rückt das aufrüstbare Vehikel schnell in den Fokus und verweilt dort auch bis zum Ende. Neulinge dürften dem Hype um die fiktive Film-Ikone, die im Kino von Top-Schauspielern wie Mel Gibson oder Tom Hardy verkörpert wird, nur wenig abgewinnen können. Fans dafür umso mehr. 15 Missionen der Hauptkampagne unterhalten mit bis zu 20 Stunden eher mittelmäßig mit uninteressanten Nebenfiguren und vorhersehbaren Ereignissen, die auch nicht immer besonders spektakulär sind. Erst im Schlussdrittel nimmt die Handlung an Fahrt auf, doch das Ende ist dann nicht mehr allzu fern. Zumindest können sich Spieler nach dem Abspann weiterhin in der Welt austoben.

  

Des Wahnsinns fette Beute

 

Spielerisch wird ein Wechselbad der Gefühle geboten; langweilige und kurzweilige Elemente geben sich die Klinke in die Hand, wobei sich der Spielspaß letztendlich durchsetzt. Die weitläufige Spielumgebung besitzt viel Potenzial, es bleibt aber auch jede Menge Freifläche ungenutzt. In erster Linie geht es darum, den Laufburschen abzugeben, Rennen zu fahren, Lager zu zerstören oder Scharmützel im Wagen für sich zu entscheiden. Für Überraschungsmomente sorgen wiederum plötzlich auftretende Stürme, die die komplette Welt ins Chaos stürzen. Hier hilft eigentlich nur die Flucht in ein nahe gelegenes, sicheres Versteck.

 

Ansonsten darf die Einöde auf eigene Faust erkundet werden. Hier gibt es feindliche Lager, Scharfschützenstellungen, Patrouillen auf ihren vorgegebenen Routen, Minenfelder und Vogelscheuchen. Letztere sollen als größere Gebilde aus Altmetall und Leichenteilen abschrecken. Um diese Punkte auszumachen, lohnt sich das Ansteuern eines Ausgucks: In einem Ballon kann das Gebiet per Fernglas überblickt werden. Die genannten Objekte dienen fortan als Schnellreisepunkte. Erspähte Ziele werden sodann auf der übersichtlichen Karte markiert.

 

Um die Bedrohung in sämtlichen Gebieten zu mindern, gilt es also, die aufgeführten Herausforderungen anzunehmen. Als effektivste und anspruchsvollste Vorgehensweise hat sich die Einnahme von Lagern erwiesen. In der Nähe halten sich übrigens immer Beobachter auf, die hilfreiche Tipps preisgeben. Die äußere Verteidigungslinie ist in der Regel mit Scharfschützen sowie Flammenrohren bestückt. Im Inneren befinden sich zusätzlich ein oder mehrere War Crier. Nähert man sich diesen, schlagen sie Alarm und Gegner in der Nähe werden gestärkt.

 

Fernab solcher Nebenmissionen wird Max zu Fuß als auch im Auto mit Angreifern konfrontiert. Gegnerische Fahrer suchen immer wieder die direkte Konfrontation, verfolgen, rammen und bekriegen uns. Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich Figuren wagemutig am Vehikel festkrallen und wild auf uns einschlagen. Diese Auseinandersetzungen sind einnehmend wie spaßig und passen vortrefflich zur Vorlage. Da Munition und Waffen rar verteilt sind und ein Schleich- sowie Deckungssystem fehlen, lassen wir per pedes vornehmlich geballte Fäuste gegen die War Boys sprechen.

 

Schläge, Paraden sowie effektive Konter gehen leicht von der Hand, denn das Kampfsystem erinnert an die "Batman-Arkham"-Serie. Gegner treffen häufig in großen Gruppen auf den Spieler, wodurch sich viele Auseinandersetzungen in die Länge ziehen und die Kamera oft in ungünstige Perspektiven schaltet. Zumindest halten sich die Feinde nicht zurück, sondern nehmen sehr aktiv am Geschehen teil. Die Schlägereien sollte man also hoch konzentriert angehen, bis zum Ausgang einer Schlacht werden gute Reflexe gefordert. Notfalls wird von der Ausweichrolle reger Gebrauch gemacht oder ein Gegner entwaffnet, so dass man das Utensil zumindest kurzzeitig selbst nutzen kann, bis es zerbricht.

 

Gelungene Schlagkombinationen mit Volltreffern am laufenden Band haben den praktischen Effekt, dass irgendwann der Wutmodus aktiviert wird. Dadurch gewinnen Angriffe spürbar an Stärke. Bedauerlicherweise sind Begegnungen mit Zwischenbossen schneller durchschaut, als nötig – in der Regel genügt hier eine gesunde Kombination aus Ausweich- und Konteraktionen. Segnet man trotzdem mal das Zeitliche, greifen automatische Speicherpunkte ein. Gesundheit regeneriert sich nicht etwa von selbst, sondern wird durch die Nahrungsaufnahme von Konserven oder Maden, die sich an verfaulten Opfern laben, aufgefrischt. An Wasserquellen sollte darüber hinaus die Feldflasche aufgefüllt werden, denn auch diese spendet erfrischende Lebenskraft.

 

Eine gehörige Portion Rollenspiel für die Langzeitmotivation darf natürlich nicht fehlen. Konsequenterweise lassen sich Festungen ausbauen, obendrein Max und auch sein Auto aufwerten. So kann der Charakter Faustschaden, Jackenpanzerung, Paradefähigkeit, Munitionsinventar, die Schrotflinte und seine Kampffertigkeiten verbessern. An bestimmten Stellen der Einöde, genauer gesagt beim mysteriösen Griffa, gibt es weitere Fähigkeiten, beispielsweise gesteigerte Widerstandskraft oder eine effektivere Förderung und Nutzung von überlebenswichtigen Ressourcen wie Nahrung, Munition, Wasser, Schrott oder Treibstoff.

 

Letzteres findet man vorbildlich abgefüllt in Kanistern vor und lässt sich auch zweckentfremden als explosiver Stoff. In erster Linie soll damit aber der Tank des Magnus Opus regelmäßig gefüllt werden, zumindest bis durch eine Aufwertung bei Griffa der Sprithunger nachlässt. Dank vielfältiger Werkstattoptionen lässt sich das Fahrzeug anpassen und individualisieren: Harpunen, Rammgitter, Panzerung, Motor, Auspuff, Reifen, Aufhängung, Booster, Felgen, Abwehrstacheln, Kühlerfiguren, Verzierungen, Lackierungen, Karosserie, Reparaturgeschwindigkeit, Seitenbrenner, Enterhaken, Donnerstecher und Scharfschützengewehr lassen sich vielfältig verbessern beziehungsweise montieren. Erfreulicherweise haben Veränderungen auch hier spürbare Auswirkungen etwa auf Angriff, Abwehr, Waffen, Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung, Fahrverhalten und Boost. Gesammelter Schrott sowie gemeisterte Herausforderungen und Missionen schalten neue wie sinnvolle Möglichkeiten frei. 

 

Wüste Ödnis

 

Grafisch wird die Kulisse der Vorlage durchaus gerecht. Ein fließender Tag-und-Nacht-Wechsel zeichnet ein auf den ersten Blick ansehnliches Farbenspiel auf den Bildschirm, inklusive hoher Weitsicht, Blendeffekten, Hitzeflimmern und kräftigen Explosionen. Die Eintönigkeit einer lebensbedrohlichen Ödnis mit wenigen Schauwerten, viel Sand, Ruinen und Müll wird gut eingefangen. Als Spielverderber gibt es gelegentliche Ruckler, lange Wartezeiten beim Laden eines Spielstandes oder Speicherpunktes, teilweise matschige Texturen und allgemein ausbaufähige Charakterdetails. Tipp: Wer sich mit der unaufdringlichen Musikuntermalung nicht anfreunden kann, spielt für einen gehörigen Stimmungsbonus den Original-Soundtrack aus der eigenen Sammlung ab. Gefallen werden in jedem Fall die gelungenen Motorengeräusche, vereinzelte Tonaussetzer fallen kaum auf. Die gute englische Sprachausgabe wird mit optionalen deutschen Texten untertitelt. 


Fazit

"Mad Max" ist ein weiterer Open-World-Action-Titel, der dem Genre sicherlich keine neuen Impulse gibt. Dafür bekommen Fans der Filme hier eine gute Umsetzung geliefert. Überraschenderweise rückt nicht der namensgebene Held, sondern vielmehr der Magnus Opus, also der fahrbare Untersatz, in den Fokus. Die Wandlung von der klapprigen Schrottkarre zur bedrohlichen Zerstörungsmaschine auf vier Rädern motiviert ungemein und macht letztendlich den Hauptreiz aus.(Christian Schmitz)


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2015-10-03 13:00:33... - ker

ker


2015-10-03 13:00:12... - 11

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E3 Warner Bros. Interactive Entertainment: Mad Max für 2014 angekündigt (Update)
E3 Warner Bros. Interactive Entertainment: Mad Max für 2014 angekündigt (Update)
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