"Metal Gear Solid V: Ground Zeroes" sorgte in vielerlei Hinsicht für Aufregung bei treuen Fans dieser Schleich-Action-Reihe. Die einen bewunderten das hohe Niveau der grafischen Darstellung, die authentische Soundkulisse sowie die detaillierte Levelgestaltung, während andere die KI der Gegner, den äußerst geringen Umfang und den dafür schon fast unverschämt hohen Kaufpreis bei Ersterscheinung kritisierten. Umso höher sind die Erwartungen an den "echten" Titel der aktuellen Zählung, der unter dem Namen "Metal Gear Solid V: The Phantom Pain" veröffentlicht wurde. Der folgende Testbericht gibt einen kleinen Vorgeschmack auf den zu erwartenden Spielinhalt und liefert möglicherweise Informationen, die eine fundierte Entscheidung über das Preis-Leistungs-Verhältnis erlauben.
Die Amputation
Die Hintergrundgeschichte aus "Metal Gear Solid V: Ground Zeroes" wird in "The Phantom Pain" fortgesetzt. Big Boss, auch "Venom Snake" genannt, überlebt nur knapp die Zerstörung seiner Militärorganisation Militaires Sans Frontières (MSF) und erwacht nach neun Jahren aus einem Koma. Anfangs noch bewegungsunfähig, erkundet der Protagonist mit seinem verbliebenen Auge die Umgebung, bis eine Krankenschwester auf ihn aufmerksam wird. Der herbeigerufene Arzt informiert den Patienten über seine Lage, bei einer heftigen Explosion etliche Verletzungen erlitten zu haben und sehr lange aus dem Gefecht gewesen zu sein. Dabei bemerkt Big Boss, dass ihm ein Arm fehlt. Die darauffolgende Aufregung erfordert den Einsatz von Beruhigungsmitteln, damit der Patient nicht kollabiert.
Etwas später, nachdem der Held aus dem betäubten Schlaf erwacht ist, erläutert derselbe Mediziner, dass sehr viele Leute sich freuen würden, wenn er nicht mehr zu den Lebenden zählen würde. Eine plastisch-chirurgische Operation ist unumgänglich gewesen, um ihm ein ungestörtes Weiterleben zu ermöglichen. Doch die Mühe scheint vergebens gewesen zu sein, denn noch während des Gesprächs taucht eine Killerin auf und erdrosselt eine nichts ahnende Krankenschwester. Sie schleicht sich an den Arzt heran und Big Boss muss hilflos zusehen, da die noch wirkende Betäubung ihn weiterhin zur Bewegungslosigkeit verdammt. Dementsprechend nützt ihm die Pistole nichts, die ihm der Mediziner in seinem Todeskampf zuwirft. Zwar ist er nicht das primäre Ziel der Attentäterin – sie hat es nämlich auf den Bettnachbarn abgesehen –, doch alle Zeugen müssen ebenso verschwinden, und leider zählt er zu dieser Gruppe.
Der Nachbar erweist sich jedoch wesentlich wehrhafter als der Protagonist. Im Alleingang setzt er die Killerin mithilfe einer Flasche alkoholischen Antiseptikums in Brand, sodass diese schreiend aus dem Fenster stürzt. Danach bricht die Hölle los. Maskierte Kommandos stürmen das Krankenhaus und metzeln alle Bewohner mit Waffengewalt nieder. Big Boss und sein Helfer "Ishmael" müssen überhastet fliehen. Plötzlich treten auch noch paranormale Aktivitäten auf. Ein Mann, der aus Feuer zu bestehen scheint, und ein schwebender Jugendlicher mit Gasmaske verfolgen den Helden und seinen Retter. Dieses ungleiche Gespann macht merkwürdigerweise auch keinen Halt vor den anstürmenden Söldnern, obgleich sie dasselbe Ziel haben. Nur mit knapper Not kann Big Boss entkommen. Er ist wild entschlossen, zur alten Größe wiederzufinden, seine Militärorganisation wiederaufzubauen und sich an seinen Gegnern, die an seinem Untergang gearbeitet haben, zu rächen.
Der Verlust
Auf den ersten Blick erinnert "Metal Gear Solid: The Phantom Pain" an eine moderne Variante von "Assassin's Creed". Ein grimmiger Söldner reitet durch die Gebirgslandschaft Afghanistans auf seinem Pferd von einem Ziel zum nächsten, um entweder Informationen zu sammeln, Gefangene zu befreien oder Zielpersonen zu erledigen. Doch es gibt einige gravierende Weiterentwicklungen, die das Spiel zu einem Unikat machen. Während "Ground Zeroes" seinen Käufern nur einen kleinen, wenn auch teuren Vorgeschmack auf die Bewegungsfreiheit im fünften Teil der "Metal-Gear"-Serie gegeben hat, erwartet den Spieler in "The Phantom Pain" eine riesige Spielumgebung, die getreu dem Sandkasten-Prinzip funktioniert. Neben schon fast banalen Dingen wie einem Tag-und-Nacht-Wechsel oder einer stark ausgeprägten Fauna sind es vor allem die zahlreichen Nicht-Spieler-Charaktere – meistens feindliche Söldner – sowie unzählige nutzbare Gegenstände, Fahrzeuge wie auch Kampfmittel, die diesem Schleich-Action-Knaller eine hohe Detailtiefe verleihen. Selbst Toiletten oder Duschen, die bisher in anderen Titeln einen dekorativen Wert genossen haben, können nun dazu genutzt werden, leblose Körper vor aufmerksamen Patrouillen zu verbergen.
Zur neu entdeckten Freiheit gehört natürlich auch die Möglichkeit, Missionen auf verschiedene Arten und teilweise sogar in beliebiger Reihenfolge absolvieren zu dürfen. Ausgenommen von der Wahlwillkür sind lediglich die essenziellen Storyaufträge, denn schließlich möchten die Entwickler trotz allem eine zusammenhängende Hintergrundgeschichte erzählen können. Besonders auffällig an "Metal Gear Solid V" ist der Versuch der Entwickler, den Spieler möglichst realistisch ins Geschehen einzubeziehen. So schaltet die Ansicht in die Ego-Perspektive, wenn "Venom Snake" die Umgebung mittels Fernglas erkundet und erblickte Feinde damit markiert. Darüber hinaus kann diese Ansicht optional beim Zielen mit der Waffe zugeschaltet werden, um genauere Schüsse zu ermöglichen. Als Karte fungiert das Smartphone "iDroid", das bei Betrachtung zwar den gesamten Bildschirm einnimmt, das Spiel aber nicht in den Pausenmodus versetzt, sodass besonders in Gefechten nur ein kurzer Blick zur Orientierung dienen sollte. Alternativ gibt es für das Smartphone des Spielers im echten Leben eine App, die während des Zockens die Aufgaben des iDroid übernimmt. Dieses Feature wird jedoch nicht von der PC-Version des Spiels unterstützt. Schade.
Big Boss hält sich nicht ständig nur im Einsatzgebiet auf, denn seiner neuen Militärtruppe, den "Diamond Dogs", steht eine ausbaubare Bohrinsel als Operationsbasis zur Verfügung. Dort verwaltet man Ressourcen, die im Einsatz erbeutet worden sind, startet Forschungsvorhaben und produziert Hilfsgüter aller Art. Das anfängliche Grundpersonal wird entweder mit befreiten Gefangenen oder unfreiwilligen Rekruten, die erst bewusstlos gemacht und dann mittels des Fulton-Luftabholungssystems entführt werden, aufgestockt. Die Einrichtungen der Heimatbasis können alle durch den Protagonisten betreten werden, doch Kontrolle über die Feinwirtschaft der Ölplattform bietet nur das "iDroid". Natürlich dürfen auch Rollenspielelemente nicht fehlen, denn die Rekruten der "Diamond Dogs" unterscheiden sich in ihren Spezialbefähigungen voneinander. Der Spieler sollte folglich gründlich die Personalakten seiner Truppen durchsehen, um sie anschließend sinnvoll einsetzen zu können.
Wie es sich für eine gute Sandkasten-Welt gehört, passen sich die feindlichen Soldaten an Venom Snakes Vorgehen an. Bei allzu häufigen Ausschaltungen durch Kopftreffer tragen die Wachposten bald Schutzhelme, die das Umschwenken auf eine andere Taktik erfordern. Zum Glück wächst auch das Arsenal des Helden mit dessen Herausforderungen. Die Heimatbasis erforscht fleißig neue Schießprügel, die dann sogar im Zielgebiet abgeworfen werden können. Diamanten, Treibstoff sowie Edelmetalle aller Art sichern die Finanzierung der Projekte ab, die sonst nur durch den erfolgreichen Abschluss von Missionen gewährleistet ist. Doch nicht alle Extras können mithilfe der Heimatbasis erlangt werden. Der Held muss während seiner Missionen die Augen offenhalten nach Blaupausen neuer Erfindungen und diese natürlich auch einsammeln. Die zusätzliche Schwierigkeit besteht nur noch darin, den Auftrag erfolgreich abzuschließen, ohne von einem Kontrollpunkt neu laden zu müssen. Denselben technischen Fehler kennt man schon aus "Assassin's Creed", wenn mitten im Auftrag etwas schiefgeht, ein Kontrollpunkt neu geladen wird und sämtliche eingesammelten Gegenstände aus dem Inventar verschwinden, Sicherheitsmechanismen wieder aktiv geschaltet sind und insbesondere die bewusstlosen Wachen putzmunter auftauchen – auch diejenigen, die vor dem Speicherpunkt erledigt wurden.
Wie jeder "Metal-Gear-Solid"-Teil stellt auch der fünfte Ableger neben dem Helden viele charismatische Charaktere vor – auch auf feindlicher Seite. Während Big Boss organisatorische Unterstützung von Revolver Ocelot, einem Söldner mit einem Faible für den Wilden Westen, und Kazuhira Miller, einem amerikanisch-asiatischen Drill-Instruktor, erhält, stellen sich ihm Gestalten wie der "Mann aus Feuer" oder die Scharfschützin "Quiet" direkt in den Weg. Selbstverständlich besitzen die Bossgegner irgendwelche übernatürlichen Fähigkeiten, die sie aus der Masse an Truppen herausragen lassen. Umso befriedigender ist ein Sieg über diese Gestalten. Trotz aller Glanzpunkte hat man jedoch das Gefühl, dass die Entwickler mit den zahlreichen Gegenständen der Spielwelt mehr vorhatten, als diese nur auf ihren Geld- sowie Forschungswert zu reduzieren. Es ist schon fast enttäuschend, wenn zum Beispiel Heilpflanzen sich beim Einsammeln in Luft auflösen, nur um später auf der Basis von der Forschungsabteilung untersucht zu werden. In "Metal Gear Solid 3: Snake Eater" konnte man mit gefundenen Sachen immerhin selbst unterschiedliche Arten von Verwundungen behandeln. Die anfangs noch imposante Hintergrundgeschichte mit glanzvollen Zwischensequenzen verkommt immer mehr zu Erklärungen auf Tonbandkassetten – ein Kunstgriff, dessen sich Spieleentwickler oft bedienen, wenn ihr Budget beschnitten worden ist. Dieser Umstand war jedoch spätestens zu erwarten, als Hideo Kojima – der kreative Urvater der "Metal-Gear-Solid"-Reihe – mit Konami gebrochen hat und gehen musste. Der Rohdiamant "Metal Gear Solid: The Phantom Pain" wird also ohne den aufwertenden Brillantschliff verkauft. Schade – dieses ohnehin gute Spiel hätte als Legende in die Annalen der Computerspielgeschichte eingehen können.
Einen etwas bitteren Beigeschmack hinterlässt auch der Mehrspielermodus, in dem sich jeder Spieler beim Einloggen auf dem Konami-Server nach Spielstart automatisch befindet – auch im Einzelspielerpart. In diesem Modus darf man eine sogenannte "Forward Operating Base" (englisch für "vorgelegte Operationsbasis") errichten, die zusätzliche Ressourcen und virtuelles Geld beschert. Andere Spieler dürfen jederzeit fremde FOBs überfallen, während der Besitzer sie verteidigen kann. Die bittere Pille am Ganzen sind nicht die plötzlichen Überfälle – das ist schon aus "Dark Souls II" hinreichend bekannt –, sondern die im Spiel eingeführten Mikrotransaktionen, mit deren Hilfe zahlungskräftige Kunden sich unfaire Vorteile im Gefecht erkaufen können. Dieser Trend, die Zocker zusätzlich zur Kasse zu bitten, auch wenn das Spiel bereits als Vollversion verkauft worden ist, sollte möglichst bald in der Versenkung verschwinden. Alternativ müsste es Spielern erlaubt werden, ihre digitalen Güter ebenfalls gegen Echtgeld zu tauschen.
Der Phantomschmerz
Die Steuerung von "Metal Gear Solid V: The Phantom Pain" kann zwar mit Maus sowie Tastatur bewältigt werden, jedoch ist der Titel grundlegend auf die Nutzung eines Controllers ausgelegt. Es gibt einfach zu viele Aktionen, die geschickt kombiniert werden müssen, und nicht jeder Spieler ist ein virtuoser Tastaturakrobat. Die Kontrolle der Hauptfigur will selbst mit einem gut geeigneten Steuerungsgerät geübt sein, denn zahlreiche Manöver – sowohl zu Fuß als auch in einem Fahrzeug – stehen dem Protagonisten zur Verfügung. Auf einem Pferd kann er sich beispielsweise wie ein Zirkusreiter an eine Seite hängen, um vor Wachen, denen die leere Pferdeseite zugewandt ist, verborgen zu bleiben.
Die Augenklappe
In Sachen fotorealistischem Spielerlebnis kann "Metal Gear Solid V: The Phantom Pain" locker mit anderen grafisch aufwendigen Titeln mithalten. Alle Spielfiguren sind hervorragend animiert, die Zwischensequenzen wirken derart authentisch, dass sie vermutlich mittels Motion-Capturing und echten Schauspielern inszeniert worden sind. Es ist schon fast überraschend, wenn Szenen, die in dieser Qualität sonst nur auf Spielmessen erblickt werden können – und nicht im echten Spiel – auch wirklich auf dem eigenen Rechner live ablaufen. Das eigentliche Geschehen ist optisch natürlich nicht mit den Zwischensequenzen identisch, aber der Unterschied ist immerhin nicht ganz so groß. Wenn die Entwicklung in der Branche so weiter fortgesetzt wird, gehen demnächst beide Spielteile hoffentlich nahtlos ineinander über.
Der Gehörverstärker
Da der vierte Serienteil aufgrund seiner Hintergrundmusik viele Belobigungen seitens der Fans erhalten hatte, war es für die Entwickler schwierig, das Ganze im fünften Teil zu toppen. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie es nicht versucht hätten. Der Soundtrack reicht von grandiosen orchestralen Hymnen bis hin zu impulsiven Elektrorhythmen, die das Spielgeschehen wunderbar untermalen. Die Sprachausgabe der Charaktere gibt es leider nur auf Englisch oder Japanisch, doch die Synchronsprecher sind hervorragend. Niemand Geringeres als Kiefer Sutherland aka "Jack Bauer" aus "24" spricht die Rolle von Big Boss.
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