Kathy Rain mit dem Untertitel “A Detective Is Born” ist eine gekonnte Neuauflage des klassischen Point-and-Click Adventures im LucasArts/Sierra-Stil und stammt aus der Feder des Indie-Entwicklerstudios Clifftop Games, veröffentlicht von Raw Fury. Abgesehen von ein wenig Texteingabe wird der ganze Spaß mit der Maus gesteuert. Dein Inventar steckt in einem handlichen Rucksack am unteren Bildschirmrand und enthält so unentbehrliche Dinge wie dein Notebook, einen Taser, diverse Rauchwaren und dein Lieblingsfeuerzeug. Der Mauszeiger reagiert, sobald er über ein Objekt oder einen Charakter fährt, mit dem du interagieren kannst - also Schluss mit der nervigen Pixeljagd, die man aus Adventures älterer Machart kennt. Die Rätsel variieren zwischen „erschreckend banal“ und „tendenziell überfordernd“, aber unter dem Strich sind die meisten davon in Ordnung.
Übrigens ist es völlig unmöglich, in dem Spiel zu sterben. Das trübt zwar die Spannung ein wenig, aber in einem Genre, das dafür berüchtigt ist, Spielercharaktere aus wirklich saublöden Gründen über die Klinge springen zu lassen, ist es auch irgendwie erholsam. Wenn du auf Adventures stehst, bist du hier richtig und es wird dich freuen, dass einige Schwächen des Genres eliminiert wurden. Wenn es dein erstes Adventure ist, dann ist Kathy Rain ein großartiger Einstieg.
Story
Wir befinden uns im Jahr 1995. Als die Titelheldin Kathy Rain erfährt, dass ihr Großvater eines plötzlichen Todes gestorben ist, kehrt sie zurück in ihren Heimatort. Kaum zu Hause angekommen, fällt ihr auf, dass seltsame Dinge vor sich gehen. Am Ende muss die Heldin sich ihren eigenen Dämonen stellen, während sie versucht, mehr über die Vergangenheit ihres Großvaters herauszufinden.
Hat der störrische Sheriff seine kleinen Geheimnisse oder ist er nur faul? Ist der aufdringliche Geistliche nur hinter jeder Seele her oder steckt mehr dahinter? Und hat es mit der griesgrämigen Dame auf sich, die ein wenig außerhalb wohnt? Muss man eine Ladung Blei fürchten oder oder ist sie nur scharf auf einen krebserregenden Glimmstengel? Dann wäre da noch der schwer zu durchschauende reiche Industrielle. Hat er überall seine Finger im Spiel oder ist er doch nur ein reicher Normalo? Spiel das Adventure und du wirst es herausfinden.
Steuerung
Kathy Rain wird mit der linken Maustaste gespielt, einmal abgesehen von ein paar kurzen Texteingaben hier und da. Die Steuerung ist also sehr einfach und selbsterklärend. Klick irgendwo hin, um dorthin zu gehen, klicke auf einen NPC oder einen Gegenstand (in der Welt, oder in deinem Rucksack) um zu interagieren oder ihn näher zu untersuchen. Wähle „kombinieren“, um dir eine Zigarette anzustecken, leg eine Kassette in den Kassettenrecorder ein (ihr wisst doch noch, was das ist, so ein Kassettenrecorder?) und ähnliche Aktionen. Dein Charakter merkt sich automatisch wichtige Infos aus Gesprächen oder Telefonnummern und trägt sie ins Notebook ein. Willst du mit dem Chopper zum nächsten Schauplatz, klicke einfach auf den Zielort und Kathy fährt automatisch dorthin. Full Throttle (ein Titel, dem aktuell eine Neuauflage in HD gegönnt wird) lässt grüßen.
Graphik und Sound
In diesem Adventure ist alles 100% gepixelt, entweder du liebst es, oder du lässt es … Trotz Pixelgraphik fangen die detailverliebten Locations die Atmosphäre der 90er gekonnt ein. Vielleicht musst du ein wenig an den Graphikeinstellungen spielen, damit die Optik angenehmer wird für die Augen. Mach einen Rechtsklick auf den Titel in der Liste bei Steam (oder Strg-Doppelklick), um die Einstellungen aufzurufen. Setz den Detailgrad so hoch es nur geht. Sollte das Spiel danach nicht mehr laufen, reduziere den Detailgrad ein klein wenig. Mach weiter so, bis deine Graphikkarte mit dem Ergebnis harmoniert (die Screenshots in diesem Artikel sind bei 1080p, 4x Nächster-Nachbar-Einstellung aufgenommen). Tja und wenn du es ganz und gar nicht aushalten kannst, auf Pixel zu starren, dann ist Kathy Rain nicht das richtige Spiel für dich.
Aber es gibt eine kostenlose Demo, wenn du es ausprobieren willst. So kannst du leicht herausfinden, ob dir der Stil liegt. Das Spiel hat einen subtilen und wirkungsvollen Soundtrack, der das gruselige Setting perfekt untermalt. Die Sprachaufnahmen sind auch sehr gut gelungen.