Ein frischer Wind im Batman-Universum
Für das neue Batman-Werk zeichnet Telltale verantwortlich. Der Entwickler ist bekannt für die Walking Dead-Serie, A Wolf Among Us und Game of Thrones und andere durch Story vorangetriebene Spiele. Im aktuellen Titel treffen wir auf einen jüngeren Batman, der seinen Ruf in Gotham erst noch aufbaut – und der die allseits bekannten Figuren erst noch kennenlernt. Harvey Dent ist hier noch ein zwielichtiger Detective, Batman wird Catwoman erst noch begegnen und Pinguin ist Bruce‘ Freund aus Kindheitstagen. Das ist ein geschickter Kunstgriff der Entwickler, denn auf diese Weise können sie mit der Batman-Welt spielen, ohne dass sofort Protestgeschrei über Kontinuitätsprobleme ausbricht.
Kontinuität ist allerdings nicht die einzige Hürde, die Telltale nehmen muss. Das grundsätzliche Problem, ein Adventure mit Auswahlmöglichkeiten zu erschaffen, wenn jeder schon weiß, was Batman in einer bestimmten Situation tun würde, liegt auf der Hand. Er ist verdammt nochmal Batman! Er zögert nicht, stellt nichts in Frage und zeigt keine Schwäche. Darüber hinaus ist er kein Freund vieler Worte. Anders als Spiderman redet er nicht groß rum, wenn er einen Fiesling fertig macht. Was also tun, wenn man dem Spieler Entscheidungsmöglichkeiten geben will?
Spiele als Bruce Wayne und Batman
Telltale umschifft das Problem, indem die Entscheidungen Bruce Wayne überlassen werden statt Batman – und seine Optionen sind wirklich abwechslungsreich und interessant! Es macht Spaß, die bekannten Charaktere in die Vergangenheit zurückversetzt zu erleben. Manche sind so verändert, dass man wirklich überlegen muss, was die naheliegende Entscheidung für diesen Charakter wäre.
Die Kämpfe laufen als standardmäßig als Quicktime-Events ab und man steuert, welche Schläge und Tritte in den Weichteilen des Gegners landen. Es gibt einen Ladebalken, der, sobald er aufgefüllt ist, vernichtende Finishing-Moves erlaubt. Leider ist es mir nur einmal gelungen, den Balken aufzuladen, aber dieses eine Mal war die Animation schön brutal und unterhaltsam.
Für mich war es auch ein wenig enttäuschend, dass ich während meiner gesamten Spielzeit von etwa zwei Stunden keinen einzigen Treffer abbekommen habe oder gestorben bin. Ich hatte den Eindruck, dass die einzige „Strafe“ für verpatzte Angriffe im Nichtaufladen des Ladebalkens bestand. Das hat die Freude an den Kämpfen getrübt. Während der gesamten Kämpfe hatte ich das Gefühl, nur Zaungast zu sein, da ich die Action kaum beeinflussen konnte und schlechter Kampfstil nicht bestraft wurde.
Die Kämpfe sehen trotzdem gut aus und es gibt eine Reihe hübscher Kampfkombinationen, bei denen die Quicktime-Events mit Batmans Genialität und seinem detektivischen Spürsinn verbunden werden. Batman ist in Besitz einer Drohne, die er mit großer Wirksamkeit einsetzt, und natürlich anderer Gimmicks. Mit der Drohne kann man beispielsweise Gegner ausspähen und einen Zugriff planen.
Der detektivische Teil ist gut, vielleicht ein wenig leichtgewichtig. Man gelangt zu einem Tatort, klickt auf die Detektivbrille und los geht’s. Man sucht nach Leichen, verbindet sie mit Indizien aus der Umgebung, dann zu anderen interessanten Punkten des Tatorts. Wenn man die falschen Verbindungen herstellt, erhält man einen Hinweis und man probiert es erneut. Das ist nicht gerade bahnbrechend innovativ, aber es macht Spaß. Ich hätte mir gewünscht, dass die Rätsel ein wenig mehr Hirnschmalz erforderten, aber es ist schon ein guter Ansatz. Außerdem, wir haben es hier mit der ersten Episode zu tun, vielleicht wird das Konzept ja noch ausgebaut.
Die Story
Die Story ist unterhaltsam und wird flott erzählt. Telltale hat hier wirklich gute Arbeit geleistet, da man es Bruce überlässt, die Weichen zu stellen, während man später mit seinem Alter Ego Batman die Scheiße aus den Gegnern prügelt. Manchmal habe ich mich dabei erwischt, dass ich Sätze wie „Warte nur, bis ich meine Kapuze aufsetze“ vor mich hin murmelte. Und es macht viel mehr Spaß, Bruce Wayne zu sein, als ich erwartet habe. Seine Auswahlmöglichkeiten sind, wie bereits gesagt, sehr abwechslungsreich. Die Story hat mich auch in jenen Phasen in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen, als ich nicht alle fünf Minuten einem Bösewichte in die Fratze hauen konnte, und das liegt daran, dass sie wirklich gut geschrieben ist.
Nicht alles glänzt in Gotham…
Es gibt auch Elemente, die stören. Wenn zum Beispiel der Tod von Waynes Eltern immer wieder Thema ist, bis man es nicht mehr hören kann. Sicher, wir sind hier am Anfang von Batmans Karriere und der Tod seiner Eltern ist der Grund, warum er Batman wurde. Ich weiß das. Jeder auf diesem Planeten weiß das. Ich will nur nicht, dass man es mir alle 15 Minuten um die Ohren haut. Es wirkt überladen und beinahe ein wenig lächerlich. Insgesamt ist die Story großartig, aber dieser Overkill an Informationen sticht negativ heraus.
Ich hatte echte Probleme, das Spiel im Vollbildmodus laufen zu lassen, und wenn ich in den Foren nachlese, bin ich nicht der einzige). Es hat einfach nicht funktioniert. Jedes Mal, wenn ich auf Vollbild umgestellt habe, bekam ich stattdessen einen weißen Bildschirm, ich konnte den Ton hören, aber kein Video sehen. Das ist schon ärgerlich und schmälert das Spielerlebnis erheblich.
… aber Vieles
Es freut mich, sagen zu können, dass die Graphik umwerfend ist. Sehr passend im Comicheft-Stil gehalten sieht das Spiel aus wie eine Kreuzung aus der „New 52“ Version und „Dark Knight Returns“. Die in der Zeit zurückversetzten Charaktere in Gotham sehen auch gut aus. Es ist ein wenig schräg, dem üblicherweise fetten und abstoßenden Cobblepot als gutaussehendem jungem Karatego zu begegnen. Da muss man sich erst dran gewöhnen. Die Action-Sequenzen machen Spaß und die Umgebung sieht auch fantastisch aus (manchmal vielleicht ein wenig repetitiv).
Die Musik ist angemessen düster und spannungsgeladen, abhängig von der Situation. Die Faustschläge, Tritte und andere Soundeffekte sind gut gelungen, insbesondere in der Szene als Batman aus dem Stegreif eine Autopsie durchführt, hier wäre ich fast gestorben, so gut waren die Effekte.
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