BROK the InvestiGator

PC
90er-Jahre-Nostalgie mit perfekter Genre Kombo

Seit dem 01.03.2023 ist das Spiel des Entwicklers und Publishers COWCAT auf Konsolen erhältlich und seit dem 9. März gibt es sogar einen Modus für Blinde Spieler. Ich habe mir die PC-Version angesehen und möchte euch etwas über das Adventure erzählen.

Story und Handlung:

In BROK the InvestiGator, spielen wir als Brok, ein harter, aber sensibler Alligator-Detektiv, der darum kämpft, über die Runden zu kommen, während er langsam die Geheimnisse seiner dystopischen Welt enträtselt. Im späteren Spielverlauf spielen wir auch seinen Adoptivsohn Graff, ein Kater, der versucht, sich durch die schwierigen Prüfungen der Akademie zu schlagen. Der Hauptfokus des Spiels liegt auf der Beziehung zwischen den beiden, während ihre Ziele zu kollidieren beginnen und sie sich einander annähern oder voneinander entfernen, je nachdem, wie wir spielen. Die beiden kämpfen um das Überleben in einer dystopischen, postapokalyptischen Welt, in der die Unterschicht und die Oberschicht durch eine hermetische Kuppel getrennt sind. Die "Slumers" auf der Außenseite müssen sich mit einer giftigen Atmosphäre auseinandersetzen, während die "Drumers" auf der Innenseite in technologisch verbessertem Luxus leben.

Abwechslungsreiches Gameplay

Das Gameplay strotzt nur so vor neuen und alten Ideen, so dass sich keine zwei Stunden Spielzeit gleich anfühlen. In einem Moment kämpfen wir uns durch eine Gasse voller Killerroboter und im nächsten Moment studieren wir jedes Detail eines Tatorts. In der einen Situation suchen wir nach Hinweisen, um eine Verbindung zu einer klassischen "Gesellschaftsszene" aufzubauen und in der nächsten erleben wir ein "Escape-the-Room"-Abenteuer, bei dem ein Timer herunterläuft, während wir Codes knacken und über den Tellerrand hinausschauen müssen, um rechtzeitig zu entkommen. In den ca. zehn bis fünfzehn Stunden, die wir brauchen, um das Spiel beim ersten Mal zu schaffen, wird es nie langweilig. BROK bietet außerdem mehrere Pfade und Enden, so dass verschiedene Entscheidungen uns unterschiedliche Momente und Ergebnisse bieten, womit auch ein höheres Wiederspielwert gegeben ist, leider ändern sich hierbei jedoch die Rätsel selbst, nicht. Dieses Spiel ist außerordentlich temporeich. Als Spieler wird man im Laufe des Abenteuers aufgefordert, so viele verschiedene Rätsel zu lösen, dass man von keinem einzigen Abschnitt müde wird. Minispiele und Logikrätsel lockern die Rätsellandschaft auf und bieten eine schöne Abwechslung zu den Inventarrätseln. Viele Bereiche werden durch "Verhöre" im Stil von „Ace Attorney“ (oder auch unter Gyakuten Saiban bekannt) unterbrochen, bei denen die von uns gesammelten Beweise kombiniert werden, um überraschende neue Schlussfolgerungen zu enthüllen. Das Spiel bietet sogar Nebenquests mit zusätzlichen Rätseln und Schnitzeljagden, die dafür sorgen, dass es auf jedem neuen Bildschirm, auf den wir treffen, viel zu tun gibt. Und wenn wir doch einmal nicht weiterkommen oder einer Szene überdrüssig sind, können wir in vielen Kapiteln zwischen den Abenteuern von Brok und Graff wechseln und so das Tempo nach Belieben bestimmen. Wir können an einem Kapitel arbeiten, bis es abgeschlossen ist, oder wir können zwischen den beiden hin- und herwechseln, um unserem Erlebnis eine dynamische Richtung zu geben.

Mehrere Genre unter einem Hut

BROK the InvestiGator vereint verschiedene Genre in einem, die wirklich gut einbezogen wurden, so gibt es bspw. viele RPG-Elemente, die wichtigsten zwei Genretypen, sind aber ganz klar das Point-and-Click-Adventure und Beat-em-up. Das erste ist klassisch und relativ einfach, wir haben einen einzigen Cursor, mit dem wir mit Objekten in der Szene interagieren können. Der Cursor verwandelt sich in ein Vergrößerungsglas, wenn wir ein Objekt nur untersuchen können, in eine Sprechblase, wenn es sich um jemanden (oder etwas) handelt, mit dem wir sprechen können und in Broks schuppige grüne Hand, wenn wir interagieren können. Mit einem Rechtsklick wird das Inventar aufgerufen. Mit der Leertaste oder der mittleren Maustaste werden alle interaktiven Objekte im Raum markiert und beschriftet. Auf dem Inventarbildschirm können wir Objekte untersuchen oder kombinieren. Die Telefonmechanik ermöglicht es uns auch, Charaktere anzurufen, mit denen wir bereits interagiert haben, oder Textnachrichten abzurufen, die wichtige Informationen zur Geschichte enthalten. Hat man Cheats aktiviert, kann man im Inventar auch Hinweise erhalten um bspw. Rätsel zu lösen, diese werden in Schritten verraten, das heißt, der erste Hinweis gibt euch nur Tipps und keine Lösung, zudem lässt sich das Spiel auch gut mit Controller zocken. Der Beat-em-up-Teil des Spiels ist ebenfalls traditionell gehalten, jedes Mal, wenn wir in einen Kampf verwickelt sind, befinden wir uns in der Regel auf einem Bildschirm, umgeben von Feinden. Die Kämpfe sind relativ simpel, denn wir haben unsere Standard-Angriffe, Sprünge, Blocks und Spezialattacken, die alle mit verschiedenen Tasten auf unserem Controller oder mit Maus und Tastatur verbunden sind. Wir können sie mischen, um verschiedene Kombos und Bewegungen auszuführen, während wir nach oben, unten, links und rechts über den Bildschirm navigieren. Wenn wir viel Schaden erleiden, erhöht sich unsere Spezialleiste, und wenn sie sich füllt, können wir mit einem Tastendruck eine mächtige Spezialbewegung ausführen. Das Spiel bietet auch Gegenstände, die heilen, die Verteidigung und den Angriff verstärken oder die Spezialanzeige auffüllen, allerdings dauert es einen Moment, bis sie verbraucht sind. Für besiegte Gegner gibt es Erfahrungspunkte sowie Geld oder Gegenstände als Belohnung. Mit den Erfahrungspunkten können wir unseren Charakter aufleveln und Angriff, Gesundheit oder Spezialfähigkeiten verbessern. Wir können im Kampf auch Gegenstände als Waffen oder zum Werfen verwenden, was bei einigen Gegnertypen und bestimmten Rätseln hilfreich sein kann.

Viele Wege für eine Lösung

Die Point-and-Click-Rätsel sind sowohl vom Schwierigkeitsgrad als auch vom Stil her sehr unterschiedlich. Es gibt Abschnitte, die jeder erfahrene Abenteuerspieler mit Leichtigkeit bewältigen kann, andere wiederum lassen einen ratlos zurück und man muss über jedes Element nachdenken und sein Gehirn nach einer Lösung anstrengen. Und wenn man an irgendeinem Punkt nicht weiterkommt, gibt es immer die Möglichkeit, sich einfach durchzuschlagen. Das Spiel erlaubt mehrere Lösungen für die meisten Rätsel, entweder mit Köpfchen oder mit Muskelkraft. Die Lösungen mit Köpfchen führen oft zu gemischten Ergebnissen oder Schwierigkeiten, aber wenn man eine der beiden Seiten komplett ignoriert, führt das unweigerlich zu Problemen. Obwohl man das Spiel auch ohne Kämpfe oder Rätsel lösen abschließen kann, wäre es unmöglich, das beste Ende (oder sogar ein gutes Ende!) zu erreichen, wenn man nicht eine gesunde Mischung aus beiden einsetzt. Für Abenteuerspiel-Puristen gibt es jedoch einen Modus, in dem alle Kämpfe übersprungen werden können. Für Kampfspiel-Enthusiasten gibt es auch einen Hardcore-Modus, der allerdings in erster Linie nur die Gesundheit und den Schaden der Charaktere erhöht, gegen die man kämpft.

Grafik und Sound:

Das Spiel fühlt sich an, als würde man die Filmversion eines Zeichentrickfilms aus den 1990er Jahren spielen, wozu zweifellos auch der Grafikstil beiträgt. Die nostalgische DNA von Teenage Mutant Ninja Turtles, A Goofy Movie und TaleSpin steckt in BROK the InvestiGator. Die Charaktere, allesamt verschiedene Tiere oder Roboter, sind voller Persönlichkeit und werden durch erstklassige Synchronsprecher zum Leben erweckt. Am Ende des Spiels hat man das Gefühl, jeden der Freunde und Feinde, die man im Laufe des Spiels trifft, zu kennen. Die Animationen sind ziemlich dünn, was die Schönheit der Grafik untergräbt. Die Hintergründe erinnern an einige der besten Zeichentrick-Adventures des letzten Jahrzehnts. Während jede Figur aussieht, als wäre sie gerade einer Disney-Zeichentrickserie entstiegen, bringt die Bewegung der Figuren die Kunst auf ein etwas amateurhafteres Niveau. Alle Zwischensequenzen werden durch erweiterte Dialoge im Spiel eingeleitet, wobei einige statische Bildtafeln zur Darstellung von Action-Momenten eingestreut werden. Der Effekt ist durchaus brauchbar, um die Geschichte zu erzählen, macht aber deutlich, wie sehr das Spiel von einer Full-Motion-Videoanimation profitiert hätte, dennoch ist es erstaunlich, was der Solo-Entwickler hier geleistet hat.

Trailer:


Fazit

BROK the InvestiGator ist ein kühner und explosiver Ausbruch von 90er-Jahre-Nostalgie, der die Tiefen des Abenteuerspiel-Genres nach seinen besten Ideen auslotet und sie für einen unvergesslichen Nervenkitzel aufeinanderstapelt. Der Solo-Entwickler COWCAT hat mit Brok ganze Arbeit geleistet, es gibt keine Minute im Spiel die langweilig erscheint, die Story ist gut erzählt und gefühlvoll, die Rätsel teils sehr knackig und die Beat-em-up Kämpfe machen großen Spaß. Dank verschiedenen Enden und Entscheidungen die wir treffen können im Spiel, macht auch ein zweiter und vielleicht sogar dritter Durchgang noch Spaß, das einzige Manko hierbei ist, dass man die gleichen Rätsel löst wie schon zuvor, diese ändern sich auch bei weiteren Durchgängen nicht, dafür kann man aber diese auch deaktivieren oder versucht es mit dem Blinden-Rätsel-Modus. Der wie ich finde, dank der Text-zu-Sprache und Audiobeschreibungen gut gelungen ist, auch wenn ich es Blind (mit geschlossenen Augen) ziemlich schwierig empfand, aber für Blinde Spieler oder Spieler die eine besondere Herausforderung suchen, eine vielleicht gute Option. Ein weiterer Punkt den man in diesem Spiel einfach loben muss, sind die Synchronsprecher, die den Figuren sehr viel leben einhauchen, die englischen Sprecher machen ihren Job ausgezeichnet. Ich hatte wirklich sehr viel Spaß mit den beiden Hauptfiguren und kann das Spiel daher jedem empfehlen, der gerne eine Kombination aus RPG-Elementen, Point-and-Click und Beat-em-up möchte und vor allem Abwechslung in einem Spiel liebt.
90er-Jahre-Nostalgie mit perfekter Genre Kombo


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