Bramble: The Mountain King

PC

Das Abenteuerspiel der Entwickler Dimfrost Studio und des Publishers Merge Games erschien bereits am 27. April 2023. Heute möchte ich euch gern etwas über das Spiel erzählen.

 

Folklore im Fokus des Gameplays

Der kleine Olle wachte mit einem Albtraum auf. Doch als er bei seiner älteren Schwester Lillemor Trost suchte, fand er nur ein offenes Fenster, ein Seil aus Laken und eine Spur aus Holzschuhen, die in den Wald führten. Das alles hört sich an, wie ein typisches Märchen, dass unsere Eltern uns als Kind erzählten, doch Bramble geht wesentlich weiter und härter in die Geschichte ran, als man denkt. Der Bergkönig hat mich vielleicht am meisten amüsiert, wegen seiner „Dualität". Die Eröffnungsszene im Wald ist zwar düster, vermittelt aber dennoch ein Gefühl von Sicherheit und Nähe. Wenn dann die Dämmerung hereinbricht, man mit den Waldelfen Verstecken spielt, vom Froschkönig geleckt wird und alles in Sonnenlicht getaucht ist, könnte man für einen Moment sogar die düstere Warnung vergessen, die das Spiel gleich zu Beginn eingeblendet hat und in der von Mord und Missbrauch die Rede ist.  Eine märchenhafte Welt wird wie von Geisterhand zu einer Welt der verdrehten Brutalität. Manche Szenen sehen aus wie eine Mortal Kombat-Arena, und manche Szenen würden selbst Resident Evil in den Schatten stellen. Doch anstelle der Konzerne und biologischen Waffen, die die japanische Spieleserie durchdringen, ist das zentrale Motiv von Bramble die germanische und nordische Folklore.  Von dort stammen alle Kreaturen, denen du auf deiner erschütternden Reise begegnest. Von dem Troll, der deine Schwester entführt hat, über den Geige spielenden Geiger bis hin zu einer Hexe namens Pesta, die die Pest verbreitet.

Gradliniges Spiel mit unspektakulären Spielmechaniken

Bramble ist ein sehr geradliniges Spiel. Man kann nirgendwo von der vorgegebenen Route abweichen, abgesehen von ein paar Sackgassen, in denen man nach ein paar Schritten auf eines der hölzernen Sammelstücke stößt. Und das ist auch gut so. Nicht jedes Spiel muss eine offene Welt und einen Haufen von Entscheidungen haben. Manche Geschichten und Spielkarten sind einfach stark in ihrer Grundform, von Anfang bis Ende erzählt und durchgespielt. Es ist nur so, dass ich manchmal das Gefühl hatte, mehr Zuschauer als Spieler zu sein. Erwarte keine klassischen Kämpfe, du wirst nämlich auch keine typischen Gegner in den Wäldern finden. Alle Scharmützel haben entweder die Form eines Versteckspiels, bei dem man von einem klar vorbereiteten Versteck zum nächsten rennt, oder man wirft in bestimmten Momenten einen leuchtenden „Funken des Mutes"-Stein. Das gilt vor allem für die Boss-„Kämpfe", die zwar visuell umwerfend einfallsreich sind, vom Gameplay her aber eher weniger. Auch die Sprungpassagen sind nichts Besonderes, aber einige nette Logikrätsel sind lobenswert. Diese sind in der Regel vom Schwierigkeitsgrad her trivial, aber sie sind eine nette Abwechslung zum Gameplay, das ansonsten nicht viel Gelegenheit hat, sich hervorzuheben. Andererseits muss man sagen, dass nur wenige Spiele in der gleichen Kategorie wie Bramble mit ihren Spielmechanismen überraschen können. Die kürzere Spieldauer ist daher eher ein Pluspunkt, denn in diesen vier Stunden zeigt Bramble, was es am besten kann, und man verzeiht ihm gerne die eingeschränkten Spielmöglichkeiten.

Grafik und Sound

Die Welt, in der Olle ohne weitere Erklärung mal angemessen groß und mal winzig ist, ist voller Details, bizarrer Szenen und präziser Lichtspiele. Bramble strotzt nur so vor Situationen, in denen die Aufnahme wie ein Desktop-Hintergrund aussieht und ich zum x-ten Mal auf die Screenshot-Taste drückte. Die bereits erwähnten düsteren, dunklen, ja morbiden Momente sind mit unschuldiger märchenhafter Klarheit vermischt, aber sie werden auch durch eine Reihe von Szenen von direkt psychedelischer Natur ergänzt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich an mindestens einen Moment gegen Ende des Spiels noch sehr lange erinnern werde. Die Umgebungen und Charaktere, die man besucht, haben mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick vermuten würde.  Bramble: The Mountain King wird von einem exzellenten, atmosphärischen Soundtrack untermalt, der sogar ein paar komplette Volkslieder enthält und obendrein ein stimmungsvoller Soundtrack ist. Es gibt zwar hier und da ein paar kitschige Horror-Gimmicks, aber das ist nicht wirklich störend.

Trailer:


Fazit

Eine erstaunliche Geschichte, verwoben mit germanischer und nordischer Folklore, die unschuldige Märchenhaftigkeit mit unverfälschtem Horror und bizarren Szenen verbindet. Viele Themen wechseln sich in einer kurzen Spielzeit ab und werden zu einem großen Spektakel kombiniert. Schade nur, dass das Gameplay selbst nicht so fantasievoll und abwechslungsreich ist. Empfehlen würde ich daher Bramble: The Mountain King an diejenigen, die von Folklore nicht genug bekommen oder die, die auf einen Sale warten können.


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