Somerville

PlayStation 4, PlayStation 5

Ursprünglich erschien das Spiel des Entwicklers und Publishers Jumpship im Jahr 2022 für PC, XBOX One und XBOX X/S. Am 31. August 2023 wird nun auch endlich die PlayStation 4 und PlayStation 5 Version veröffentlicht, die ich euch nun vorstellen möchte.

Story und Handlung:

Die verheerende Invasion der Außerirdischen, die von Jumpship inszeniert wird, wird von den Spielern vorausgesehen, aber die Protagonisten des Abenteuers werden völlig unvorbereitet getroffen. Im Haus unseres digitalen Alter Egos ist alles still, abgesehen vom unaufhaltsamen Brummen des Fernsehers. Das Fernsehprogramm ist noch eingeschaltet, aber das "Publikum" ist längst in den Schlaf gesunken, in den gemütlichen Falten des heimischen Sofas, in einer liebevollen Umarmung, die Vater, Mutter und Kind vereint. Zu Füßen der kleinen Familie ruht auch der treue Vierbeiner, dessen Sinne die drohende Katastrophe nicht wahrzunehmen scheinen. Es dauert nur wenige Minuten, und Somervilles Einstieg fesselt einen mit magnetischer Anziehungskraft. Nach einem erschrockenen Erwachen durch das Weinen des Babys bereitet sich die Familie mit alltäglichen Handlungen, wie Babybädern und Hundeleckerlis, auf den neuen Tag vor. Die Ruhe wird jedoch plötzlich durch einen wütenden Krieg unterbrochen, der am Himmel über dem Haus ausgetragen wird. Ausnahmsweise sind die Verursacher der sinnlosen Zerstörung vor unseren Augen keine Menschen, sondern Lebensformen aus dem Weltall. Außerirdische, Aliens, Raum-Zeit-Reisende und wie auch immer ihr die Wesen nennen wollt. Nach einem tragischen und mysteriösen Ereignis wird der Familienvater (dessen Name uns nicht verraten wird) von seinem Sohn und seiner Geliebten getrennt, die er völlig aus den Augen verloren hat. In Begleitung seines vierbeinigen Begleiters hat der Mann im Gegenzug eine seltsame Auswahl an übernatürlichen Kräften erlangt, die ihm helfen werden, sich in einer nicht wiederzuerkennenden Welt zurechtzufinden.

Überall außerirdische Materialien

Als Flüchtlinge auf ihrem eigenen Planeten sind die Bewohner der Erde gesichtslose und zumeist hilflose Individuen. In einer Sci-Fi-Dystopie, die in gewisser Weise an das Filmuniversum von The Matrix erinnert, eliminieren Wachposten aus Metall und Zahnrädern jeden Überlebenden in einem schaurigen planetarischen Völkermord. Die Erde ist bis zur Unkenntlichkeit in einen Mantel aus beklemmenden Grautönen gehüllt, und jeder Weg ist von seltsamen außerirdischen Materialien durchdrungen. Tatsächlich taucht eine bizarre Substanz sowohl in flüssiger als auch in fester Form auf und blockiert das Vorankommen der Überreste des Protagonisten, der entschlossen ist, alle Meilen zurückzulegen, die ihn von seiner verlorenen Familie trennen. Glücklicherweise haben uns die anfänglichen Missgeschicke das Geschenk einer neuen Kraft hinterlassen, die es uns ermöglicht, das seltsame Material zu manipulieren, vorausgesetzt, wir verfügen über eine mit Strom betriebene Lichtquelle. Gerade die vom Menschen erlangte „Superkraft" stellt die Mechanik dar, um die sich das gesamte Spielgeschehen von Somerville dreht. Mit der blauen Energie, die unseren linken Arm umhüllt, können wir feste Anhäufungen außerirdischer Materie verflüssigen, während wir mit der scharlachroten Energie, die unseren rechten Arm umhüllt, unheimliche biomechanische Sümpfe verfestigen können. In beiden Fällen wird der Einsatz übernatürlicher Fähigkeiten dazu dienen, einen Weg durch die postapokalyptischen Szenarien zu bahnen, die vor uns liegen.

Hauptprobleme und unvollkommenes Kollisionssystem

Und gerade in der Architektur der Welt von Somerville liegt eines der Hauptprobleme des Spiels. Der ästhetische Stil des Spiels, der stark vom Minimalismus geprägt ist, versäumt es, die Grenzen der Szenerie genau zu umreißen, was in den hektischen Phasen der Handlung einige Probleme verursacht. Einige sehr spektakuläre Verfolgungsjagden beispielsweise stoßen immer wieder auf Hindernisse, die auf den ersten Blick kaum wahrnehmbar sind, dank einer festen Kamera, die die Lesbarkeit des Geschehens nicht immer begünstigt. Mit einer starken cineastischen Einbettung bietet Somerville zwar eine beeindruckende Regie, die jedoch nicht immer mit dem flüssigen Spielgeschehen mithalten kann. Erschwerend kommt ein eher unvollkommenes Kollisionssystem hinzu, das die Interaktion mit der Spielwelt sowohl beim Erkunden als auch beim Lösen der zahlreichen Umgebungsrätsel komplizierter macht als nötig. Wie bereits erwähnt, muss sich unser Familienvater, um seine neuen Kräfte nutzen zu können, Zugang zu einer Licht- und Stromquelle verschaffen, ein Umstand, der zum häufigen Hantieren mit Kabeln, Hebeln und Generatoren gezwungen hat.  Während der stilistische und chromatische Minimalismus die Identifizierung der Elemente, mit denen interagiert werden soll, erschwert, verwirren die Fenster, durch die sie aktiviert werden können, die Ideen nur noch mehr. Obwohl die bisher aufgeführten Mängel vorhanden sind, schmälern sie nicht das Gesamtvergnügen an Somerville, aber es ist unbestreitbar, dass sie in bestimmten Passagen zu einer gewissen Frustration beitragen. Der eigentliche Fehler liegt jedoch in einer übermäßigen Einschränkung der Freiheit des Spielers. Tatsächlich schienen die Möglichkeiten, die unserem Alter Ego zur Verfügung standen, im Verlauf des Spiels inkonsistent zu sein. In den etwa vier bis sechs Stunden, die es dauerte, bis zum Abschluss des Spiels zu gelangen, konnte man zwar Felswände hochklettern, aber nicht über niedrige Zäune und kleine Felsbrocken klettern oder andere einfache Aufgaben erfüllen, die zu einer anderen Lösung der Rätsel führen könnten, als die Entwickler ursprünglich geplant hatten. Bei mehreren Gelegenheiten kam mir ein ähnliches Gefühl wie bei Twelve Minutes, das die gleiche Tendenz hatte, bestimmte Möglichkeiten nur unter bestimmten Umständen der Geschichte zuzulassen. Das Ergebnis ist in diesen Fällen das unangenehme Gefühl, von den Autoren manipuliert zu werden, die uns dazu bringen wollen, nur einem vorgegebenen Weg zu folgen, selbst wenn es Alternativen gibt, die das Leveldesign offen lässt.

Trailer:


Fazit

Zwar erreicht Somerville nicht die ausdrucksstarken Höhen von Limbo oder Inside, aber es steht in der Tradition der Videospiel-Experimente von Playdead. Jumpships Erstlingswerk bietet faszinierende Vorschläge auf künstlerischer und thematischer Ebene, schafft es aber nicht, die Menge der vorgeschlagenen Reize in eine wirklich konkrete erzählerische Botschaft umzusetzen. Ein unausgegorener Kontrast zwischen Leveldesign, Regie und Spielmechanik bildet leider den Hintergrund der gesamten Erfahrung, die dadurch ihr Potenzial nicht voll entfalten kann. Mit einer Gesamtdauer von etwa vier bis sechs Stunden und mehreren, allesamt hermetischen Enden, die es zu enträtseln gilt, könnte Somerville dennoch Fans des Referenzgenres überzeugen, auch wenn es nicht zu dessen besten Vertretern zählt. Ab dem 31. August können zumindest jetzt auch PlayStation Nutzer in den Genuss des Spiels kommen, wer bereits die PC Version spielte, wird hier keine Änderungen feststellen, was doch recht schade ist, denn ein paar Verbesserungen hätten das Spiel durchaus zum Hit werden lassen können.


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