The Séance of Blake Manor

PC, Shadow PC

Am 27. Oktober 2025 erschien das Kriminalrätsel-Spiel des Entwicklers Spooky Doorway und Publishers Raw Fury, bei dem du dich im Jahr 1897 in Irland befindest. In meiner Review erzähle ich dir mehr.

Story und Handlung:

In The Séance of Blake Manor schlüpfst du in die Rolle des Privatdetektivs Declan Ward, der zum abgelegenen Blake Manor geschickt wird, um das Verschwinden von Evelyn Deane zu untersuchen. Die Gäste des Herrenhauses tun so, als wäre nichts geschehen, während sie sich auf eine große Séance während Samhain vorbereiten. Die Atmosphäre ist von Anfang an spannend, denn das Landhaus strahlt Geheimnisse aus. Was sofort auffällt, ist der wunderschöne Comic-Stil. Die Umgebungen sind detailreich, die Figuren wirken lebendig und die Beleuchtung und Farbgebung sorgen für eine subtile, gespenstische Atmosphäre, ohne dass es wirklich unheimlich oder langweilig wird. Sogar die Benutzeroberfläche verdient Lob. Hinweise und Beweise verbinden sich visuell zu einer Art Gedankennetz, das dabei hilft, Zusammenhänge herzustellen, und das sieht nicht nur gut aus, sondern funktioniert auch gut. Auch die Besetzung ist überzeugend. Jeder Charakter hat seine eigene Agenda, Vergangenheit und Motive. 

Der Zeitdruck kann frustrierend sein

Die Tatsache, dass jeder einem Tagesplan folgt, zwingt dich dazu, genau darauf zu achten, wo und wann du mit wem sprichst. Das macht die Ermittlungen lebendig und verleiht dem Spiel ein realistisches Zeitgefühl. Das Spiel hat jedoch ein strenges Zeitlimit pro Tag, was bei dieser Art von Detektivspiel eigentlich kontraintuitiv ist. Die Idee ist, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein muss, aber in der Praxis fühlt es sich eher wie Trial & Error an. Man verpasst leicht entscheidende Ereignisse, muss dann seinen letzten Spielstand laden und hofft, dass man diesmal das richtige Timing hat und mit dem zusätzlichen Wissen, das man inzwischen erworben hat, die richtigen Hinweise findet. Das macht die Ermittlungen frustrierend statt spannend. Ein Rätsel wie dieses sollte dazu einladen, in Ruhe nach Hinweisen zu suchen und alles anzuklicken, um zu sehen, ob man etwas entdecken kann, und nicht dazu, hastig zu raten, welches der richtige Gegenstand oder die richtige Dialogoption ist, die man anklicken sollte.

Einige sind nett gedacht, andere wirken jedoch etwas willkürlich oder erzwungen

Die Mischung aus Mystik und Geheimnis erinnert an Spiele wie „The Vanishing of Ethan Carter” oder „Sherlock Holmes: The Awakened”, aber „The Séance of Blake Manor” fehlt die Finesse dieser Titel. Das Spiel versucht manchmal zu sehr, seltsam und geheimnisvoll zu sein. Das sorgt zwar für interessante Momente, aber auch für Verwirrung. Wichtige Hinweise sind manchmal leicht zu übersehen, weil sie zu subtil oder zu unlogisch sind, was in Kombination mit der begrenzten Zeit pro Tag zu unnötigen Frustrationen führt. Auch die Rätsel sind nicht wirklich hilfreich. Einige sind nett gedacht, andere wirken jedoch etwas willkürlich oder erzwungen. Sie tragen wenig zur Geschichte bei und reißen einen aus dem Fluss der Ermittlungen heraus. Auch die Inkonsistenz in der Sprachausgabe finde ich irritierend. Zwischensequenzen und ein Teil der Gespräche mit anderen Charakteren sind vollständig vertont, aber sobald man Verdächtige mit Beweisen konfrontiert oder andere Charaktere befragt, verschwinden die Stimmen. Die Münder bewegen sich zwar noch, was es nur noch seltsamer macht. Es fühlt sich unfertig an, als hätten die Entwickler mitten im Projekt sparen müssen. Man hat die Synchronsprecher doch schon engagiert, warum lässt man sie dann nicht alles einsprechen? Dennoch gibt es genug, was bestehen bleibt. Die Charaktere bleiben faszinierend, die Atmosphäre ist mitreißend und die Vorstellung, dass man aus dem Landhaus geworfen werden kann, wenn man sich zu frech verhält oder zu unvorsichtig vorgeht, sorgt für eine zusätzliche spannende Komponente. Das Spiel steckt voller guter Absichten, aber nicht alle kommen gleich gut zur Geltung. Mit etwas weniger Fokus auf den Zeitdruck und etwas mehr Aufmerksamkeit für Konsistenz hätte dies ein moderner Klassiker im Detektivgenre werden können und Blue Prince nichts nachstehen.

Trailer:

 


Fazit

The Séance of Blake Manor ist ein atmosphärisches Detektivspiel mit einer starken Kulisse, einem wunderschönen Zeichenstil und einer faszinierenden Geschichte. Leider beeinträchtigt der Zeitdruck den Spielspaß und sorgt das Ungleichgewicht zwischen Gameplay und Präsentation dafür, dass das Geheimnis nie ganz zur Entfaltung kommt. Die Grundlage ist stark, aber die Umsetzung wirkt manchmal etwas zu sehr wie ein Experiment. Für diejenigen, die atmosphärische Mysterien mit einem übernatürlichen Touch mögen, ist dies dennoch eine Reise wert, aber neben Faszination ist auch etwas Frustration zu erwarten. Blake Manor hat mich anfangs zwar in seinen Bann gezogen, aber der Zeitdruck hat mich doch ziemlich genervt um das Spiel so zu genießen wie Blue Prince.


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