Two Worlds. Antaloor. Pirates of the Flying Fortress. Jetzt hat es Klick gemacht, oder? Vielleicht fängt ein kleiner Funke an zu flackern? Langsam sollte es dämmer, denn nun ist die RPG Reihe von Two Worlds endlich wieder da!
Wenn du jetzt völlig im Dunkeln tappst, erlaube mir, dein Gedächnis etwas aufzufrischen. Der Two-Worlds-Franchise hat seinen Ursprung im Jahr 2007, das Spiel wurde von TopWare Interactive veröffentlicht und entstand in der eigenen Entwicklerschmiede, Reality Pump. Two Worlds 1 war seinerzeit großartig, aber fehlerhaft, während Two Worlds II drei Jahre später, um einiges besser war, als sein Vorgänger, und dadurch zahlreiche Auszeichnungen einheimsen konnte und sich dadurch eine riesige Fan-Gemeinde aufgebaut hat.
Der Two Worlds II DLC "Pirates of the Flying Fortress" war der bisherige Höhepunkt der Serie und verdiente sich zurecht auch hohe Bewertungen bei Rezensenten und Usern. Seit 2011 warten Spieler darauf, nach Antaloor zurückzukehren und ein neues RPG-Abenteuer zu erleben. Diesem Wunsch ist man nun mit Call of the Tenebrae, dem neusten Ableger der Serie nachgekommen. TopWare Interactive veröffentlichte kürzlich den Titel sowohl als DLC als auch als "Stand-Alone" Version.
Zwischen Pirates of the Flying Fortress und Call of the Tenebrae liegt nunmehr mehr als ein halbes Jahrzehnt. Nun stellt sich die Frage ob sich die ganze Warterei gelohnt hat. Diese möchten wir nun beantworten.
Vorab schon mal die gute Nachricht: Call of the Tenebrae ist größer, schöner und spaßiger als der letzte Two Worlds II DLC : Pirates of the Flying Fortress, und ist somit ein würdiger Nachfolger. Call of the Tenebrae stellt eine großartige Erweiterung des Two Worlds Universums dar. Allein für das Hauptquest braucht ihr über zehn Stunden; für die zahlreichen Nebenaufgaben könnt ihr die Spielzeit verdoppeln. TopWare's Schritt, Call of the Tenebrae als Standalone-Spiel zu veröffentlichen war demnach sinnvoll, angesichts der Spieltiefe und der Möglichkeiten die ein Rollenspiel wie Two Worlds II bietet. Neben den Side-Quests sind auch weitere optionale Aktivitäten möglich wie beispielsweise Fischen, Musizieren, oder Würfelspielchen. Darüberhinaus trumpft Call of the Tenebrae mit einem HD-Engine-Upgrade, und mehreren neuen Features, wie Achievements und riesige Boss Kämpfe - etwas das in früheren Titeln der Two Worlds Serie fehlte.
Das Kampfsystem wird jedem vertraut sein, der Two Worlds oder auch andere Action-RPGs gespielt hat. Bogenschützen haben eine riesige Auswahl an Bögen, Pfeilen und Köchern soewie zahlreiche Rüstungsteile, die ihrerseits noch mit Kristallen aufgewertet werden können. Gepaart mit einer Vielzahl von Angriffsmöglichkeiten und speziell auf Bogenschützen ausgelegte Fähigkeiten sind der Fantasie (fast) keine Grenzen gesetzt. In Abhängigkeit der Resistenzen der Gegner bringt euch der Multi-Pfeil oder Eis-, Feuer- und Giftpfeile weiter.
Das Nahkampfsystem wurde ebenfalls überarbeitet und bietet euch eine Vielzahl von Möglichkeiten Schaden auszuteilen. Der Schockwellenangriff ist großartig um sich Schwärme von Feinden vom Leib zu halten, Sprungangriffe hingegen, ganz gleich ob aus dem Stand, mit Anlauf oder aus der Deckung heraus, sind gegenüber einzelnen Feinden sehr effizient. Betäubungsangriffe können nur menschliche Feinde für einen kurzen Zeitraum lahmlegen, das reicht meistens jedoch aus, um ihnen den finalen Schlag zu versetzen. Neue wie alte Waffen und Rüstungen können mit Fertigkeits- und Talentkristallen aufgewertet werden. Nach wie vor bietet können auch in Call of the Tenebrae Rüstungesteile und Waffen in die Einzelteile zerlegt werden. So gewonnen Rohstoffe, wie Eisen und Holz können wiederum dafür verwendet werden um das Lieblingsschwert oder die Lieblingsrüstung aufzuwerten. Gepaart mit der Möglichkeit Kristalle hinzuzufügen, entstehen dadurch einzigartige Gegenstände und mächtige Waffen.
Ich hätte mir von den Entwicklern gewünscht, dass sich der höhe Schaden auch in neuen, einzigartigen Angriffsanimationen widerspiegelt, aber leider wurde dieser Wunsch nicht erhört. Dadurch bleibt das Kampfsystem auf Dauer doch ein bisschen monoton, da immer wieder die gleichen Schläge wieder zu sehen sind. Trotzdem gestalten sich die Angriffe meist spaßig, und manchmal wird man auch mit einem Finishing Move in Slow Motion belohnt.
Das echte Highlight bleibt - wie bei den vorherigen Two Worlds Titeln - das Magiesystem. Auf der einen Seite ist das Magiesystem einfach zu handhaben, da es immer eine Kombination von Basiskarten, Boosterkarten und Effektkarten ist, allerdings ist das Endergebnis der Kartenstaplerei immer wieder erstaunlich. Basierend auf fünf Elementen: Wasser, Erde, Feuer, Wind und Nekromantie ist somit jedes erdenkliche Ergebnis möglich. Ob du dabei Nahkämpfer herbeibeschwörst, gezielte oder gestreute magische Pfeile verschiesst, einen Schutzschild erzeugst, oder den Gegner direkt und indirekt mit einem Feuerball behakst - die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos. .
Willst du einen Feind töten und ihn dann in einen defensiven Wirbelwind saugen? Kein Problem. Willst du umherstehende Objekte wie Fässer oder Kisten, oder auch tote umherliegende Gegner aufwirbeln, um DEN finalen Schlag zu iniitieren? Tu's doch einfach. Immer noch nicht glücklich? Vielleicht willst du den Feind elektrisieren? Sogar das geht. Was möchtest du sonst noch? Oh. Einen oder mehrere feindliche Bogenschützen beseitigen,.. Erst mal einen Schild erzeugen und dann zielsuchende magische Brand- oder Eispfleile auf den Weg schicken... oh, ja ... du kannst sogar das ganze elektrisierte Chaos auf ankommende Feinden abfeuern... Willkommen in der Hölle, ihr Ratten-Bastarde.
Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie du mit Zaubersprüchen umgehen kannst. Sammle magische Karten, die in ganz Antaloor verteilt sind, staple sie wild oder schichte sie sorgfältig, nimm 1, 2 oder 3 davon um ihre Wirkung zu verstärken und du findest dich wieder im magischen Interface beim rumprobieren und experimentieren.
Ähnlich abwechslungsreich wie das Magiesystem ist auch die Alchemie in Call of the Tenebrae. Es gibt dutzende von Zutaten von Kräutern, über Kristalle oder Eingeweide von getöteten Gegnern oder anderen Tieren. Diese gilt es zu mischen, um einen mehr oder minder starken Trank zu brauen. Der kann wahlweise zu mehr Stärke, Beweglichkeit, Ausdauer, Sprungfähigkeit, Entgiftung, Regeneration von HP oder Mana führen. Insgesamt sind pro Trank maximal fünf unterschiedliche und insgesamt zehn Zutaten möglich. So kann man zu erfinderischen Tränken kommen, und manchmal muss man sich ernsthaft fragen, ob der Entwickler wohl wusste, was am Ende bei einem solchen Gebräu herauskommt. Mischen und Auch wenn am Anfang der ein oder andere Trank auf den ersten Blick nicht wirklich sinnvoll erscheint, war der Trank der Sieben Sprünge letztendlich mein Lebensretter.
Die Story von Call of the Tenebrae erfindet zwar das Rad nicht neu, aber ist thematisch an die anderen Teile von Two Worlds II angepasst. Wie immer mal heißt es Gut gegen Böse und dabei liegt es in der Hand des Helden das Gute gegen das Böse zu verteidigen und die Bewohner von Antaloor zu retten. Das Aufgreifen des beliebten Charakters, DarPha, die gleich zu Beginn von Two Worlds II den Helden aus dem Verlies befreite und die sich nun - in Call of the Tenebrae - weiter entwickelnde Beziehung zwischen den beiden, sowie die letztendlich überraschende Erkenntnis am Ende des Spiels dürften sowohl bei Fans als auch Neueinsteiger für eine gewisse emotionale Bindung sorgen. Neben den typischen "Hol-und-Bring"-Aufgaben punktet Call of the Tenebrae in Sachen Abwechslung aber auch mit spannenderen und komplexen Haupt- und Nebenaufgaben. So gilt es beispielweise einen Minenarbeiter-Streik zu schlichten, einen Hochzeitssaboteuer zu spielen oder sich eines Brumschädels zu entledigen.
Die Gegner, die euch über den Weg laufen, sind wahrlich vielfältig und zum größten Teil auch "hübsch" - sofern man "hübsch" bei einem Sumpfmonster sprechen kann. Abscheulich wäre hier wohl passender. Ekelhafte Riesenwürmer und die schreckliche Halb-Cyborg-Ratte und deren Gefolgschaft sind neue Hauptgegner in Call of the Tenebrae und können sich auch optisch sehen lassen.
Die Bossgegner sind die "herausragenden" Feinde, und die meisten "enttäuschen" nicht. Kampfstrategien auszuprobieren, um sich Riesenbaselisken, Vampirkreaturen oder penetranten Gargoyles zu entledigen, macht einen Haidenspaß und lässt über das manchmal langweilig werdende Hack'n Slay hinwegsehen.
Auch wenn die Geger-KI manchmal schlauer sein könnte, und der ein oder andere Stein-Golem am Felsen hängen bleibt, ist der letzte Abkömmling von Two Worlds II für alle Rollenspielfans ein Muß und für alle anderen durchaus eine Empfehlung wert.
Insgesamt lässt sich sagen, dass trotz leicht angestaubter Engine, das HD-Upgrade noch ein bisschen mehr aus Landschaft, Sichtweite und Detailgrad herauskitzelt.
Durch das Hinzufügen von Achievements, der Verbesserung des Partikelsystems und des Schattenwurfes, der erhöhten Sichtweite und Texturauflösung, sowie, nicht zuletzt, durch die Implementierung des HD-Interface, macht Call of the Tenebrae einen soliden Gesamteindruck. Dieser Teil von Two Worlds II ist der bislang beste der Serie, sowohl spielerisch, als auch optisch und akustisch.
code
Achtung: dlh.net = Topware ;)