Aufgrund einer Änderung des Glücksspielgesetzes steht das Glücksspiel in Deutschland vor einer großen Reform. Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die Ministerpräsidenten der Bundesländer im Januar 2020 auf ein Paket von Gesetzesänderungen geeinigt, mit dem das Glücksspiel im Internet zukünftig legalisiert werden soll.
Egal ob Poker, Roulette, aber auch das Spielen an den virtuellen Spielautomaten: All diese Spielarten wären damit erstmals und dauerhaft erlaubt. Auch die Anbieter von Sportwetten, welche sich bislang zumindest in einer rechtlichen Grauzone befanden, beziehungsweise sogar teils illegal agieren, sollen eine dauerhafte Erlaubnis erhalten. Als Begrenzung soll es ein monatliches Einzahlungslimit in Höhe von 1.000,00 Euro geben. Für jeden einzelnen Spieler müssen die jeweiligen Anbieter ein Spielkonto einrichten. Sobald der Nutzer in einem Monat 1.000,00 Euro eingezahlt hat, dann ist für ihn Schluss. Sobald dies der Fall ist. wird sein Benutzerkonto für Einzahlungen gesperrt. Gewinne werden jedoch nicht auf dieses Limit angerechnet.
Eine übergeordnete Glücksspielbehörde der Bundesländer soll zudem überwachen, dass die Durchführung korrekt und legal abläuft. Ein weiteres Ziel ist die Verhinderung des Entstehen von Spielsucht. So sollen Spieler, die sich freiwillig haben sperren lassen, in einer zentralen Sperrdatei erfasst werden. Die Casino-Anbieter müssten alle Spieldaten für die übergeordnete Behörde bereithalten. Ebenso soll diese prüfen, ob Spielverläufe zu Ungunsten von Spielern manipuliert wurden oder auch die Gestezesvorgaben nicht eingehalten wurden.
Der Sonderweg Schleswig-Holsteins
Das Land Schleswig-Holstein bestreitet schon seit 2011 einen besonderen Weg; jedoch zum erheblichen Unmut der anderen Landesregierungen. Insbesondere die Werbungen von Online-Casinos und Glücksspiel-Apps fallen auf, da diese als Teilnahmebedingungen einen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Schleswig-Holstein erfordern. Im Rest der Bundesrepublik wäre diese Art von digitalem Glücksspiel ja schließlich nicht erlaubt.
Die Situation im Nachbarland: Wie ist es in Österreich?
Auch in Österreich hat das Glücksspiel eine lange Tradition. Neben den Besuchen in einer herkömmlichen Spielbank oder Spielhalle, ist im Nachbarstaat auch schon längst das Onlinespielen weit verbreitet und in der Gesellschaft angekommen. Österreich besitzt, genauso wie fünfzehn der deutschen Bundesländer, ein Glücksspielmonopol. Somit sind lediglich die Online Casinos erlaubt, welche zu Casino Austria gehören. Jedoch gilt dieses Monopol nur für das Anbieten von Glücksspielen. Deshalb haben die Österreicher uneingeschränkten Zugang zu Angeboten aus dem Ausland der Europäischen Union, die z.B. mit Lizenzen aus Malta agieren. Aufgrund der geltenden Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU, sind dem Staat bei solchen Anbietern die Hände gebunden.
Wie sieht es mit der Gamingbranche aus?
Für die Entwickler von Videospielen und Handygames eröffnen sich durch die geplanten Gesetzesänderungen in Bezug auf digitales Glücksspiel erhebliche neue Umsatzmöglichkeiten. Im Besonderen bezieht sich dies auf den Verkauf sogenannter Lootboxen. Dies sind Spielinhalte, bei denen der Spieler "die Katze im Sack" kauft und zufällige Spielinhalte für einen festen Preis zugelost bekommt. In einigen EU-Ländern sind diese eingeschränkt verfügbar oder sogar komplett verboten. Auch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) muss sich seit Jahren mit digitalem Glücksspiel innerhalb von Videospielen und sogenannten Handygames beschäftigen. Insbesondere eine Frage beschäftigt den Staat: Welches Suchtpotenzial hat simuliertes Glücksspiel, im Besonderen dann, wenn es sich an Minderjährige richten kann?