Nachfolgend ungekürzt eine Pressemitteilung des G.A.M.E. Bundesverband der Entwickler von Computerspielen e.V. Das "Leipziger Manifest" wird am Donnerstag, den 24. August 2006 um 9.00 Uhr auf der Games Convention am Stand G16 in Halle 4 symbolisch an ein Holzbrett angebracht. Leipziger Manifest, August 2006 Digitale Unterhaltung ist die Zukunft der Medienindustrie Verspielen Sie nicht die Zukunft, spielen Sie mit Wir, die deutschen Entwickler und Publisher von Computerspielen, repräsentieren den am stärksten wachsenden Zweig der Unterhaltungsindustrie in unserem Land. Die von uns mitentwickelten Basistechnologien sind der Schlüssel für die digitale Welt von morgen. Die von uns erstellten Inhalte treiben die Hardwareentwicklung voran. Sie fordern und unterstützen immer neue Erfindungen der Hardwarehersteller und motivieren weltweit viele Millionen Menschen, neue Produkte zu kaufen. Unsere Branche ist Motor vieler anderer Hightech-Branchen. Von unseren Technologien und Inhalten profitiert die Film- und Fernsehindustrie genauso wie weite Bereiche des Internets oder des Mobilfunks. Medien wachsen immer enger zusammen. Das ist der audiovisuelle Alltag der meisten Menschen in unserem Land und Computerspiele nehmen dabei eine bedeutende Rolle ein. Spielend erlernen junge Menschen den Umgang mit der Maus, mit Computer- und Kommunikationstechnologien. Ohne diese Fähigkeiten gilt man in der modernen Arbeitswelt als Analphabet des 21. Jahrhunderts. Unsere Inhalte bilden! Mit Computer- und Videospielen werden weltweit bereits über 20 Milliarden Euro im Jahr umgesetzt. International konkurrenzfähige Produkte verschlingen allein in der Herstellung Millionenbudgets. An der Entwicklung eines einzelnen Computerspiels wirken viele Menschen mit: Mathematiker, Informatiker, Drehbuchautoren, Grafiker, bildende Künstler, Pädagogen, Komponisten, Orchestermusiker, Leveldesigner, Architekten, Schauspieler und Synchronsprecher, Betriebswirte. Die interaktive Unterhaltungsindustrie sichert unmittelbar Zehntausende Arbeitsplätze in Deutschland – von der Entwicklung, über das Publishing, bis hin zum Verkauf der Endprodukte in den Märkten. Interaktive Unterhaltung ist international längst ein anerkannter Bestandteil der Massenkultur. Auch in Deutschland verbringen Millionen von Computer- und Videospielern begeistert einen Teil ihrer Freizeit mit den von uns erstellten Inhalten. Trotzdem wird unsere Branche in Deutschland bei weitem nicht so akzeptiert, unterstützt und geschätzt, wie es international üblich ist. Die Spieler sind keine Randgruppe. Gespielt wird in jeder Bevölkerungsgruppe. Computerspiele begeistern das sechsjährige Mädchen ebenso, wie den 40-jährigen Politiker, die Sekretärin oder einen 70 Jahre alten Rentner. Spielen ist die älteste Kulturtradition. Krieg in Spiel umzuwandeln ist eine der großen kulturellen Leistungen der Menschheit. Spiele sind tausende von Jahren alt und ewig jung: Noch vor wenigen Wochen feierte ganz Deutschland den Erfolg des Konzepts „Spiel“: Ein Ball, 22 Spieler. Im Wettstreit der Nationen, im Kampf um Plätze gab es Verlierer und Gewinner. Gelobt wurde an der Deutschen Mannschaft das schnelle Umschalten von Angriff auf Verteidigung. Kampf wird im Spiel ritualisiert, die Konflikte gehen über in einen Wettkampf um den besten Spieler und die beste Mannschaft. Vor den Videoleinwänden spielte ganz Deutschland mit! Vor den Videoleinwänden in Korea fiebern Hunderttausende bei der Computerspielweltmeisterschaft mit. Sie feiern „ihre“ Spieler, wie wir unsere Fußballstars. Computerspiele werden inzwischen auch bei uns als Sport betrieben. In Verbänden und Ligen organisiert, gehen in Deutschland nahezu 1,5 Mio. organisierte Spieler regelmäßig dieser Freizeitbeschäftigung nach. Wussten Sie, dass Deutschland bereits im Jahr 2005 Fußball-Weltmeister wurde? Der Deutsche Dennis Schellhase gewann im Computerspiel „FIFA Football 2005“ den Weltmeistertitel auf den World Cyber Games. Jugendliche Computerspieler sind spielend Lernende und Wettkämpfer. Technik, Grafik und Controller sind ihre Bälle. Wir wehren uns deshalb offen gegen Wahlkampfpolemik und (allenfalls) oberflächlich recherchierte unseriöse Berichterstattung. Der internationale Markt und die Deutschen Industrie. Die Situation der deutschen Entwickler und Publisher ist im Gegensatz zu der internationalen Industrie, beispielsweise in England, Frankreich, Kanada oder weiten Teilen Asiens gekennzeichnet durch: nicht vorhandene oder unzulängliche Finanzierungsquellen nicht zeitgemäße Bilanzierungsvorschriften erschwerter Zugang zu Konsolentechnologie Deutsche Entwickler und Publisher haben es deshalb schwerer, ihr starkes Potential zu entfalten. Während in Kanada, Frankreich, Korea und vielen andere Staaten riesige Entwicklungskapazitäten mit Hilfe staatlicher Beihilfen aufgebaut werden, wird in Deutschland höchstens vereinzelt auf Landesebene die Entwicklung von Spielen mit geringen Beträgen gefördert. China als industrielles Schwellenland fördert seine im Aufbau befindliche Spieleindustrie mit einem Betrag von 1 Milliarde US$ bis 2008. Die deutsche Branche darf den Anschluss an internationale Standards nicht verlieren. Dabei ist Geld nicht alles: Auch der Ausbau von branchenspezifischen Lehrinhalten an Hochschulen und Ausbildungsinstituten ist für unsere Zukunft außerordentlich wichtig! Wir wünschen uns gesellschaftliche Anerkennung, staatliche Unterstützung und einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Spielen: Computerspiele müssen von der Gesellschaft als wichtiger Bestandteil unserer Kultur anerkannt werden: Computerspiele sind mehr als Software – sie sind innovative Kunst, Kultur und Unterhaltung und schaffen ständig neue Formen der Kommunikation und des gesellschaftlichen Dialogs. Computerspiele sind ein kulturell bedeutsames Medium – für Jugendliche und Erwachsene. Computerspiele sind nicht die Ursache von sozialer Gewalt! Computerspiele müssen als HighTech und Zukunftstechnologie akzeptiert werden. Unsere Branche erforscht und produziert internationale Schlüsseltechnologien. Die Entwicklung von Computerspielen ist eine hochwertige Ingenieursleistung. Sie setzt ein spezialisiertes Fachwissen voraus – insbesondere über: komplexe Programmarchitekturen, Visualisierung, künstliche Intelligenz, modernste Treibertechnologie, Betriebssysteme, Netzwerke und Hardware. Computerspieleentwicklung in Deutschland braucht sichere Finanzierungsquellen. Deutsche Spieleproduktionen sind international durchaus konkurrenzfähig, die Rahmenbedingungen im Ausland aber oft besser. Deshalb fordern wir: Die Gleichstellung mit der internationalen Konkurrenz im Bilanzrecht; Starthilfen für junge Unternehmen, Förderung von Spiele-Prototypen, Zugriff auf dieselben Finanzierungsmechanismen, die in anderen EU Staaten üblich sind; Die Stärkung der deutschen Publisher, um Entwicklungen aus Deutschland einen uneingeschränkten und unabhängigen, auch internationalen Marktzugang zu ermöglichen Wir fordern einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit dem Medium „Computerspiel“. Spiele zu entwickeln und sie zu verlegen ist mit sozialer Verantwortung verknüpft, die unsere Branche längst übernommen hat. Das allein genügt aber nicht: Computerspiele sind kein Elternersatz – Eltern müssen verantwortungsvoll mit Spielen umgehen; sie müssen hinschauen, wenn ihre Kinder spielen!