Achtung: Grundlage für diesen Test ist die Early-Access-Version vom 11. März, bis zur Retail-Version wird sich sicher noch Einiges ändern.
Was passiert, wenn man den Film "I am Legend" und ein Spiel wie "Stalker - Shadow of Chernobyl" miteinander kombiniert? Die Antwort könnte "Nether" lauten. Der Entwickler Phosphor Games hat versucht eine Welt zu erschaffen, die den Spieler in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt. Das nachfolgende Review zur Early Access Version soll aufzeigen, ob dies gelungen ist.
Kämpfe, um zu überleben!
Mitten in einer großen, post-apokalyptischen und äußerst feindseligen Welt muss der Spieler versuchen, sein Überleben zu sichern. Auf der Suche nach Nahrung und Waffen im Gras des nahe gelegenen Parks oder auf den Dächern der teils riesigen Gebäude können ihm die tödlichen "Nethers", teleportierende Kreaturen, sehr schnell das Lebenslicht auslöschen. Aber nicht nur die "Nethers" machen es dem Helden sehr schwer zu überleben, auch andere Fraktionen tummeln sich auf dem Kriegsschauplatz und fordern ihr Recht auf die Beute.
Der Tanz beginnt!
Auf einem Platz, nahe der ehemaligen Hochbahn, beginnt das Abenteuer. Nur mit einem Messer bewaffnet, bewegt sich unser Held langsam und vorsichtig, denn jede zu hastige Bewegung könnte einen Feind aufmerksam machen. Mit einem Tastendruck öffnen wir die Karte des Areals und suchen nach Hinweisen, die nützlich erscheinen. Ein altes Museum ist mit einem Dollarsymbol gekennzeichnet. Unser Held macht sich sofort auf den Weg dorthin, doch die Strecke ist lang. Ein paar Blocks weiter gehen wir in einen ehemaligen Tankstellen-Shop, in der Hoffnung dort Nahrung oder etwas anderes Nützliches zu finden.
In einer Ecke findet unser Held Teile einer Shotgun und ein Stück weiter eine Dose mit Schmerztabletten. Als wir den Shop verlassen, wird ein "Nether" auf uns aufmerksam und teleportiert in unsere Richtung. Wo ist er hin? Plötzlich taucht er hinter uns auf, versetzt uns eine schwere Wunde und teleportiert erneut. Wir warten, der Adrenalinrausch beginnt. Das Biest erscheint dieses Mal direkt vor uns, so dass wir eine Messerattacke ausführen können. Insgesamt vier Hiebe sind notwendig, um das Ungeheuer zu erledigen. Unser Protagonist hat viele Lebenspunkte eingebüßt und braucht unbedingt ärztliche Versorgung. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass es zum alten Museum nicht mehr weit ist. Wir nehmen die Beine in die Hand und rennen, müssen jedoch unsere Ausdauer-Anzeige im Auge behalten. Von Weitem erkennt man jetzt eine Art befestigtes Lager. Es ist geschafft, unser Held hat den Weg in eine sichere Zone gefunden und kann jetzt bei den Händlern Allerlei kaufen und/oder verkaufen.
Dieser kurze Abriss zum Spielgeschehen in "Nether", lässt einen unweigerlich an diesen einen Film mit Will Smith und an die ersten Stunden in "Stalker - Shadow of Chernobyl" denken und macht deutlich, was den Spieler erwartet. Die Umgebung wirkt sehr atmosphärisch und auch authentisch, wenngleich auch manchmal ein wenig trostlos. Bei der Auswahl des Helden muss man sich anfangs auf zwei Outfits beschränken, denn andere können erst über Ingame-Gold erworben werden. Dieses Gold kann der Held verdienen, wenn er andere (menschliche) Spieler in die ewigen Jagdgründe schickt. Für das Eliminieren der "Nethers" erhält der Spieler Erfahrungspunkte und Ingame-Dollars. Die Dollars kann man dann bei den Händlern in der "Secure Zone" für verschiedene Dinge ausgeben oder durch z. B. Kurierdienst-Aufträge verdienen. Die gewonnenen Erfahrungspunkte lassen sich bei Stufenaufstieg in Form von Punkten auf diverse Fähigkeiten (z.B. Blocken von Angriffen) verteilen und sorgen somit für Rollenspielelemente und reichlich Motivation.
Sehr interessant ist zudem die Möglichkeit, beim Waffenschmied (auch in der sicheren Zone) gefundene Waffenteile wieder zusammensetzen zu lassen, um somit seinen Waffenbestand zu erweitern. Auch bei anderen Händlern lassen sich auf diese Art und Weise diverse Gegenstände zu neuen kombinieren. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist nichts für Anfänger, da die "Nethers" unseren Abenteurer binnen Sekunden in Stücke reißen. Vor allem ist die spärliche Bewaffnung am Anfang mitunter ein Problem, was vermuten lässt, dass es den Entwicklern nicht darauf ankam, eine Ballerorgie zu inszenieren. Vielmehr wollte man dem Spieler zeigen, dem aktiven Kampf aus dem Weg zu gehen und das Überleben in dieser Welt an erster Stelle zu setzen. Besonders bei den flugfähigen "Nethers" sollte man unter allen Umständen einen großen Bogen machen, solange keine Schusswaffen zur Verfügung stehen. Das Messer ist einfach zu schwach, um diese Biester effektiv bekämpfen zu können.
Während der Held durch den urbanen Albtraum wandert, kann es passieren, dass er auf nützliche Gegenstände oder andere menschliche Spieler stößt. Dabei wäre es wünschenswert gewesen, neben Waffenfragmenten auch mehr Nahrung zu finden, doch gerade Letzteres erwies sich als sehr rar. Dies ist besonders dann problematisch, wenn der Charakter essen muss, um zu überleben. Sicherlich kann Nahrung auch in der sicheren Zone gekauft werden, doch dazu muss man erstmal mit harter Währung (Dollars) bezahlen und die muss erst verdient werden.
Das Spiel bietet neben der Möglichkeit des Alleinjagens auch noch die Option, sich einer Fraktion anzuschließen, um dann gemeinsam den Biestern oder auch anderen menschlichen Spielern den Gar auszumachen. Wer also Lust hat, kann seine Freunde dazu animieren, sich auf demselben Server anzumelden, um dann kollektiv in die Tasten zu hauen. Zum Thema Steuerung folgt das Spiel demnach der klassischen Richtung in Tastenform (WASD). Die Karte des Areals ist riesig und zumindest am Anfang sind etliche Bereiche noch nicht betretbar. Etliche Aufträge können angenommen werden, deren Ziele dann mittels der hilfreichen Übersichtsoption lokalisiert werden können. Für die Zukunft soll ein Modus implementiert werden, in dem der Spieler in die Rolle der "Nethers" schlüpfen kann, um auf diese Weise der Umwelt das Leben zur Hölle zu machen. Im momentanen Beta-Stadium war diese Variante allerdings noch nicht verfügbar.
Ausbaufähig
Eine gigantische Welt, die für Atmosphäre sorgt, braucht demzufolge auch einen passablen Grafikantrieb, im vorliegenden Fall die "Unreal 3"-Engine. Die Entwickler haben es im jetzigen Beta-Status schon verstanden, den Spieler an die Umgebung zu fesseln. Sehr gelungen sind die dynamischen Tag- und Nachtzyklen, die jeweils unterschiedliche Stimmung erzeugen. Selbstverständlich müssen Umgebungsgrafik, Haussilhouetten, Fahrzeuge etc. noch viel detaillierter dargestellt werden, aber dennoch verzaubert das bereits vorhandene. Ferner erlauben dann auch Einstellungen in den Grafikoptionen, wie z. B. Kantenglättung, diverse Anpassungsmöglichkeiten. Auch die Geräuschkulisse hüllt den Spieler in einen Schleier der Spannung und Achtsamkeit, denn hinter jeder Ecke könnte eines dieser Biester lauern. Leicht säuselnde Musik im Hintergrund sorgt für ein schauderhaftes, post-apokalyptisches Gefühl in einer feindseligen Kulisse. Dialoge verlaufen bisher nur textbasiert, aber das ist ja im Beta-Stadium völlig in Ordnung.
Offizieller Full Live Action Trailer: